Milan Sladek spielte am Karfreitag in Bestwig vor 400 Besuchern den Kreuzweg
Selten war ein stummer Schrei so laut. Der Pantomime Milan Sládek spielte am Karfreitagabend in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters Bestwig den Kreuzweg. Als er Jesus, seinen Vater anflehend, im Augenbick des Todes darstellte, riss er den Mund weit auf – und man schien ihn zu hören. Aber statt eines Schreis erklang nur die dramatisch anschwellende Orgelmusik von Marcel Dupré.
Fast 400 Besucher waren in das Bergkloster gekommen, um Milan Sládek zu sehen. Seit 2007 ist der Künstler mit seiner pantomimischen Interpretation des Kreuzweges auf der Bühne. Schwester Maria Ignatia Langela hatte ihn engagiert, nachdem die Aufführung des Monologes „Ich, ein Jud“ nach Walter Jens am Karfreitag des vergangenen Jahres eine so große Resonanz gebracht hatte.
„Musik von Marcel Dupré hat mich inspiriert“
„Die Musik von Marcel Dupré hat mich sehr inspiriert“, sagt Milan Sládek. Dennoch habe er lange gezögert, den Kreuzweg öffentlich aufzuführen: „Ich dachte mir, dass das für die Zuschauer auch eine Zumutung ist.“ Die aber zeigen sich jedesmal aufs Neue beeindruckt und begeistert – so auch in Bestwig.
Der Pantomime, der mit 45 Inszenierungen schon in 50 Ländern gespielt hat, lässt sein Publikum mitfühlen. Er wechselt die Rollen und stellt auf der Bühne auch die Menschen am Straßenrand dar. In ihren Charaktern findet sich die heutige Gesellschaft wieder: Die Männer, die Jesus verspotten, Simon von Cyrene, der zögerlich auf ihn zugeht und das Kreuz tragen hilft, die weinenden Frauen und Veronika, die gerade noch Blumen pflückte und dann Jesus das Schweißtuch reicht.
Rollen zutiefst menschlich interpretiert
All diese Rollen interpretiert Milan Sládek wie Jesus selbst zutiefst menschlich. Jeder Schritt mit dem Kreuz wiegt schwer, schmerzverzerrt ist sein Gesicht. Hin und wieder lächelt er tröstend. Und beim Anblick eines Säuglings scheint alle Last auf einmal vergessen.
In der 14. und letzten Station, als Josef von Arimathäa und Nikodemus den Leichnam Christi salben, verdichten sich noch einmal all diese Momente, ehe sie trauernd das Grab verlassen und Milan Sladek durch den Mittelgang aus der Kirche geht.
Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Und es dauert einige Sekunden, ehe sich die Stimmung in der KIrche mit dem lang anhaltenden Schlussapplaus wieder aufhellt. „Sie haben uns einen Abend geschenkt, den wir alle nicht vergessen werden. Die Stille nah ihrem Abgang hat gezeigt, wie ergriffen wir waren“, dankte Schwester Maria Ignatia dem Künstler.
Möglich geworden war das Engagement mit Hilfe der Unterstützung der Katholischen Kirche Meschede-Bestwig, des Evangelischen Kirchenkreises Arnsberg, des Vereins Kultur Pur in Bestwig und der Bergkloster Stiftung SMMP. Auch für Karfreitag 2013 hat Sie schon wieder ein kulturelles Ereignis in Planung.