Volle Kirche bei der ersten Bibelerzählnacht im Bergkloster Bestwig
Andächtig lauschten die über 120 Besucher der ersten Bibelerzählnacht im Bergkloster Bestwig den Geschichten aus der Heiligen Schrift: Wie Kain den Mord an seinem Bruder Abel leugnet, wie Barabbas sich über seinen Freispruch von Pilatus wundert und wie Jona Gottes Barmherzigkeit gegenüber den Menschen in Ninive nicht versteht.
An vier verschiedenen Stellen der Dreifaltigkeitskirche gaben die neu ausgebildeten Bibelerzählerinnen und -erzähler diese Geschichten am Freitagabend zum Besten. „Sie sind einfach hochmodern und spannend“, sagt Gisela Sturm aus Paderborn. Die Religionslehrerin hatte sich zum Abschluss der Ausbildung die Geschichte von Kain und Abel ausgesucht.
„Darin geht es um Zorn, um Aggression, um Angst. Wie kommt es dazu, dass jemand solchen Hass entwickelt?“ Fragen, die man sich auch angesichts heutiger Nachrichten und Ereignisse oft stellen muss. „Dass Gott Kain so oft anspricht, war mir gar nicht bewusst. So lernt man immer wieder neue Aspekte kennen, wenn man sich damit auseinandersetzt“, sagt Gisela Sturm.
Das sei es auch, was die Bibelerzähler erreichen wollen. „Dass man denkt: Das sind ja spannende Geschichten. Die muss ich selbst noch einmal lesen“, sagt Pfarrer Dirk Schliephake, der die Fortbildung geleitet hat.
Insgesamt sechs Studientage haben die zwölf Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer im Bergkloster verbracht. Zusätzlich drei Hospitationstage in regionalen Einrichtungen. Als Dozentin kam auch die Schauspielerin und Regisseurin Maria von Bismarck dazu.
Mit dem Erzählen erreicht man jedes Milieu und jede Generation
Zum ersten Mal fand eine solche Ausbildung innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland statt. „Der Kurs im nächsten Jahr ist fast schon wieder ausgebaucht“, freut sich die Organisatorin Schwester Maria Ignatia Langela.
„Jeder kann aus der Bibel erzählen, wenn er einen Bezug dazu hat und sich dafür begeistern kann“, erklärt Pastor Schliephake. Stimmliche Bildung, der Umgang mit Gestik und Mimik, und auch die Artikulation seien erlernbar: „Es war spannend zu beobachten, wie sich die Erzähler während des Kurses entwickelt haben.“
Das fanden auch die Besucher. „Ich bin ganz baff, wie man die Bibel darbieten kann“, sagt Schwester Maria Angela Himmelhaus, obwohl ihr die Heilige Schrift sehr vertraut ist. Und dazu erreiche die Kunst des Bibelerzählens jedes Milieu, jede Generation und jede Konfession – ohne dogmatische Schranken, ergänzt der Kursleiter: „Die Geschichten taugen dazu, uns durchs Leben zu begleiten. Wenn uns die in schwierigen Situationen einfallen, weiß man Gott an seiner Seite.“
Wer an einer Ausbildung zum zertifizierten Bibelerzähler interessiert ist, kann sich an Sr. Maria Ignatia Langela unter Tel. 02904 808-0 bzw. sr.ignatia(at)smmp.de wenden.