Begegnungen können einen ganzen Tag verändern. Der spontane Besuch eines guten Freundes und Priesters war jedenfalls heute so eine Erfahrung. Er hat mich mitgenommen, ein Stück seines Pilgerweges nach Santiago.
Einen Sommermonat ist er unterwegs gewesen, wollte so einiges für sich klären, Ärger weglaufen und sich selbst und Gott wieder ein Stück näher werden. Erzählungen vom unromantischen Losgehen, vom Laufen unter Hochdruck und Blasen an den Füßen bis zur unverhofften Unterbrechung in einem Kloster. Vom Runterkommen, Atemholen, langsamer werden und plötzlich spüren, ich bin schon angekommen, mitten auf dem Weg.
Seine Erfahrungen bewegen mich und eigene Erinnerungen vom Pilgern werden in mir wach. Aus seinen Worten sprechen Sehnsucht, Dankbarkeit, Enttäuschung, bleibende Fragen und gewachsene Gelassenheit.
Es ist schön im Gespräch spüren zu dürfen, wie jemand ganz „voll“ ist von dichten Erfahrungen, die sich gar nicht verstecken lassen, die erzählt werden wollen, die Andere mitnehmen auf den Weg. Heute hat er mir und meinem Alltag eine andere Richtung gegeben. Ich bin dankbar für unsere Begegnung, ich durfte ein Stückchen mit ihm gehen und setze meinen Fuß nach unserer Verabschiedung irgendwie anders auf die Erde.
Es ist ein Geschenk, dass ich zwei gesunde Füße habe, die mich überall hin tragen können, wenn ich nur offen bin …