Friedhofsleben ist irgendwie anders, die Luft ist voller und Frieden spürbarer als sonst. Oft geht es mir so, wenn ich unseren Schwesternfriedhof auf dem Klostergelände besuche, dass ich automatisch und mindestens einmal tief Luft hole. Besonders am frühen Morgen oder am Abend, kurz vor Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, habe ich das Gefühl, eine andere Welt zu betreten.
Die große Mehrzahl der Schwestern, die dort begraben sind, habe ich nicht gekannt. Und doch empfängt mich an diesem Ort eine tiefe Verbundenheit mit (ihrem) Leben.
Ich glaube, sie haben mir viel zu sagen, die Verstorbenen. Sie sind rundherum angekommen und müssen nicht mehr grübeln, leisten, schaffen und mit Anderen um die Wette rennen. Sie dürfen Gott schauen und Liebe sein. Wie immer das auch sein mag.
Wenn ich auf dem Friedhof stehe, dann ahne ich zumindest, dass der Tod wirklich nur der Durchgang zu neuem Leben sein kann. Hier auf diesem Stückchen Erde, kommt ein kleiner Hauch von Ewigkeit an. Immer brennt irgendwo ein Licht, eine Rose liegt ganz unscheinbar zwischen Efeuranken und von oben spenden Bäume Schatten oder schützen vor Regen. Ich bin gern hier, so quasi der Wurzel des Lebens ein Stückchen näher: Friedhofsleben eben.
Sr. Ruth Stengel