In diesen Tagen will mir Abraham nicht von der Seite weichen, am Montagmorgen begann seine Wegbegleitung mit der Tageslesung (Gen 12, 1-9). Da ruft Gott dem Abraham völlig unvermittelt zu: „Zieh weg aus deinem Land.“
Der Aufforderung folgt sogleich die Verheißung: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“
Und wie reagiert dieser Abraham? Er macht sich mit 75 Jahren, seiner unfruchtbaren Frau Sara und seinen Kamelen, Schafen und Ziegen auf den Weg in ein völlig unbekanntes Land.
Meine erste Reaktion: ich denke, ob der Abraham wohl noch ganz klar im Kopf ist? Also ich hätte da ja erst mal noch tausend Fragen und Bedenken und… ja, meint er wirklich mich?
Abraham hatte bisher nicht geglänzt als vorbildhafter Mann, keine Nachkommen, kein eigenes Land, nichts zum Vorweisen. Doch irgendwie muss Abraham gespürt haben, dass Gott es trotzdem ernst mit ihm meint. Er rührt ihn an in seiner tiefen Sehnsucht.
Mich beeindruckt Abrahams Verhalten. Wie schwer fällt mir das, ganz ohne eigene Leistung, darauf zu vertrauen, dass Gott es gut mit mir meint, weil er Gott ist und gar nicht anders kann, als mich, sein Kind, zu segnen. Das einzige, was ich leisten „muss“ ist, seinen Segen anzunehmen. Nur so kann ich zum Segen werden, wenn ich mich erst mal unter seine „Segensdusche“ stelle.
Das versuche ich nun schon seit zwei Tagen, jeden Morgen stelle ich mich ganz bewusst unter die „Segensdusche“ Gottes. Es ist verrückt, aber ich spüre, es verändert mich, ganz leise.
Sr. Ruth Stengel