Oh, ihr lieben Ohrwürmer! Manchmal seid ihr kaum zum Aushalten, wenn eure Melodien, einmal aufgeschnappt, in meinen Ohren klingen beim Einschlafen und Aufwachen, beim Beten und Abwaschen, ja, eigentlich immerfort. Doch seid Tagen nun schon schenkt ihr mir ein Lied, um das ich euch einfach nicht böse sein kann. Dankeschön dafür!
Im Schwesternchor haben wir es beim Jubiläum gesungen und seitdem pfeife ich den Kanon Tag für Tag, mal laut, mal leise:
„Halte dich fest an Gott, halte dich fest an Gott, mach’s wie der Vogel, der nicht aufhört zu singen, wenn der Ast auch bricht, denn er weiß, dass er Flügel hat.“
Beim Schreiben dieser Zeilen sitzt ein Vogel im Baum vor meinem Fenster, als ob er die Wahrheit dieser Zeilen nochmals ausdrücklich bekräftigen möchte.
Ich würde gern wie dieser Vogel sein, mit einem Vertrauen, was nicht machbar sondern vielmehr einfach da ist: Ich bin ein Vogel und habe Flügel und deswegen kann ich nicht fallen, das genügt.
Aber wer hindert mich denn daran das zu glauben, auch wenn ich ein Mensch bin? Gott hat mir zwar keine Flügel gegeben, aber seinen Geist! Er hat seinen Grund in mich hinein gelegt, in meinem Innersten bin ich von Gott gehalten, weil er in mir lebt und mich liebt.
Mensch, dann könnte ja Pfingsten wirklich wahr sein! Ich hoffe, dass ich diesen Ohrwurm noch lange singen darf und ganz nebenbei in diese Wahrheit hineinwachse, die oft so schwer zu glauben ist: „Wenn der Ast auch bricht…“
Sr. Ruth Stengel