Am Beginn der Karwoche, ganz heimlich still und leise, ist das Wasser zurückgekehrt: In den Brunnen unseres Innenhofes.
Lange lagen sie trocken, unsere beiden Becken, die neben dem Teich mit den Goldfischen liegen. Auch wieder so ein „erstes Mal“ für mich. Ich hatte mich schon an den Anblick der Trockenheit gewöhnt und dann entdecke ich im Vorbeigehen, fast zufällig, wie es sprudelt und fließt. Ich kann gar nicht anders als stehenbleiben, lauschen, schauen, Sonnenspiel auf Wasseroberfläche, das Licht bricht sich und nimmt mich mit.
Das ist ein Grund zum Stehenbleiben: Am Beginn der Karwoche. Ich spüre, dieses Geschehen will mehr sein als das, was ich sehe.
Die Karwoche ist ja auch so etwas wie der Durchbruch zu neuem Leben. Es ist eine Woche, in der man unterbrochen wird, in der man stehenbleibt um dann ein wenig atemlos und noch mehr sprachlos die letzten Tage Jesu mitzugehen, bis zum Letzten? So groß ist das Geheimnis, so groß ist unser Gott, dass er uns bis in den Tod hinein und hindurch liebt.
Ich kann gar nicht anders, ich muss stehenbleiben. In diesem Augenblick, wo das Wasser langsam zurückkehrt. Ich kann nichts anderes tun als Staunen und für einen Moment meinen Schritt anhalten. Gott sei Dank!
Schwester Ruth Stengel