Schwester Hanna Merget legt im Bergkloster Bestwig ihre erste zeitliche Profess ab
Im Kreise zahlreicher Mitschwestern und Freunde legte Schwester Hanna Merget am Samstag in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters Bestwig ihre erste zeitliche Profess ab. Gegenüber Generaloberin Schwester Aloisia Höing und Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung gelobte sie zunächst für zwei Jahre gottgeweihe Keuschheit, evangelische Armut und Gehorsam.
„Passen Gelübde noch in unsere heutige Zeit?“
„Passen solche Gelübde, passt ehelose Keuschheit noch in unsere heutige Zeit?“, fragte Pater Meinolf von Spee in der Predigt des festlichen Gottesdienstes. Der Salesianer Don Boscos hat Schwester Hanna schon vor vielen Jahren kennengelernt, als sie auf der Suche nach einer Neuausrichtung ihres Lebens war. Bis dahin hatte die gelernte Meister-Energie-Elektronikern bei Aschaffenburg eine Schleuse geleitet. Aber sie merkte, dass es sie woanders hinzog. Über die Salesianer lernte sie verschiedene caritative Hilfsprojekte kennen – auch im Ausland. Seitdem hat sie Kontakt zu Meinolf von Spee.
Er selbst unterrichtet inzwischen auch an den Bergschulen St. Elisabeth der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel in Heiligenstadt. Und dort sieht er sich den spannenden und fordernden Fragen der Schüler ausgesetzt: „Ehelose Keuschheit ist für sie unvorstellbar. Sie fragen, ob das nicht der Selbstbestimmung des Menschen widerspricht.“
Andererseits sage Gott, dass wir Menschen sein Abbild seien. Und er spreche davon, dass wir wie Kinder sein dürfen. „Wenn man das verinnerlicht, ist Ordensleben besser zu verstehen“, erklärte Meinolf von Spee. „Als Ordensleute stellen wir fest: Man kann auf Gott vertrauen. Und wir dürfen Gottes Liebe genießen. Trotz unserer eigenen Mittelmäßigkeit. Auf diese Erkenntnis antworten wir mit der Profess.“
„In die Gemeinschaft hineingewachsen“
Die Profess beendet zugleich das zweijährige Noviziat. Schwester Hanna gibt zu, dass sie während dieser Phase der Vergewisserung das eine oder andere Mal ins Grübeln kam, sich nun ihres Weges aber umso sicherer ist: „Inzwischen bin ich in die Gemeinschaft hineingewachsen. Vieles, was mir am Anfang doch noch gewöhnungsbedürftig schien, weiß ich nun zu schätzen: Etwa die festen Gebetszeiten und den klar strukturierten Tagesablauf. Auch das gibt mir Halt.“
In der Schleuse arbeitete Schwester Hanna noch im Schichtdienst. Das änderte sich, als sie sich bei den Salesianern zu engagieren begann und schließlich das Projekt „Manege“ in Berlin-Marzahn kennenlernte. Dieses Projekt betreiben die Salesianer gemeinsam mit den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel. „Da habe ich auch gespürt, dass ich ganz gut mit jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen umgehen kann“, sagt die 34-Jährige. In diesem Tätigkeitsfeld sieht sie als Ordensschwester ihre Zukunft.
Viele Erfahrungen gesammelt
Während des Noviziats hat sie auch für einige Monate im Julie-Postel-Haus, einem Jugendwohnheim am Bergkloster Bestwig, und der von diesem Heim geführten Jugendtreff „Mittendrin“ mitgearbeitet. Weitere Erfahrungen sammelte sie in der Villa Lampe, einer Jugendeinrichtung der Salesianer Don Boscos in Heiligenstadt, sowie in den ergo- und psychotherapeutischen Praxen der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel. Auch die Berufsqualifizierungseinrichtung „Neue Arbeit mit Menschen“ (kurz NAMe) in Bestwig, die Küche und die Gärtnerei hat sie kennengelernt. Seit Oktober gehört sie dem Konvent in Münster an. Hier studiert sie jetzt an der Katholischen Fachhochschule Sozialarbeit.
Inzwischen akzeptiert auch ihre Familie den Ordenseintritt: „Vor allem meine Schwestern hatten am Anfang große Probleme damit. Sie glaubten, mich kaum noch sehen zu können. Dann haben sie aber selbst Urlaub im Kloster gemacht und mich auch besucht. Sie wissen jetzt, dass ich nicht aus der Welt bin“, schmunzelt Schwester Hanna. Im Gegenteil: Sie steht mitten im Leben.
„Eine große Hilfe in den letzten Jahren war mir auch Schwester Miriam Annette, die ein halbes Jahr vor mir ins Noviziat eingestiegen war. Wir wissen uns sehr verbunden und haben uns immer rege ausgetauscht“, weiß Schwester Hanna. Schwester Miriam Annette Görner legte ihre erste Profess im Oktober ab. Sie arbeitet zurzeit in der Schulseelsorge der Bergschulen St. Elisabeth in Heiligenstadt mit.
Zwei weitere Frauen in der Ordensausbildung
Und inzwischen haben sich zwei weitere junge Frauen auf den Weg in die Gemeinschaft begeben: Schwester Ruth Stengel hat ihr Noviziat im Oktober 2010 angetreten. Und Karina Landgrebe befindet sich zurzeit im Postulat, der Vorbereitung auf das Noviziat. „Wir sind froh, dass es wieder mehr junge Frauen gibt, die sich auf diesen Weg einlassen“, sagt Noviziatsleiterin Schwester Maria Elisabeth Goldmann.