Kassels Oberbürgermeister lobt den Umbau – Bistum Fulda will für weitere Förderung kämpfen
Mit 150 Gästen feierte das Engelsburg-Gymnasium am Freitagmittag das Ende der Bauarbeiten und den Erfolg eines 2,3 Millionen schweren Investitionsprogramms. „Noch vor zwei Jahren wäre eine solche Maßnahme unvorstellbar gewesen. Doch dann kam das Konjunkturpaket. Und das war für uns ein Segen“, zeigte sich Schulleiter Dieter Sommer erleichtert. So konnten die Cafeteria für den zunehmenden Ganztagsbetrieb umgebaut und erweitert, zwei neue Klassenräume geschaffen, die Chemieräume komplett neu eingerichtet, das Lehrerzimmer vergrößert und der Schulhof neu gestaltet werden.
Die Chemieräume seien hoffnungslos veraltet gewesen, die Enge in der Schule immer größer geworden. „Auch im Lehrerzimmer, in dem die Pausen oft weniger erholsam waren als der Unterricht“, merkte Sommer humorvoll an. Sein besonderer Dank galt der Stadt, die aus dem Konjunkturpaket 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stellte, sowie dem Bistum Fulda und dem Schulträger, die gemeinsam eine weitere Million an Zuschüssen beisteuerten.
Reiche Bildungslandschaft erhöht die Zukunftschancen der Stadt
„Private Träger bereichern unsere Schullandschaft. Und eine reiche Bildungslandschaft ist für die Zukunftschancen einer Stadt entscheidend. Gerade auch, wo qualifizierte Fachkräfte immer knapper werden“, unterstrich Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen. 50 von 60 Millionen Euro, die die Stadt Kasel aus dem Konjunkturpaket erhalten habe, seien deshalb auch in die Schulen geflossen. In diesem Wissen gab Hilgen vor den 150 Gästen der offiziellen Einsegnungsfeier die „Zusicherung, dass private Schulen in der Stadt nicht nur einen Platz, sondern wie die öffentlichen Schulen einen Anspruch auf Förderung haben.“
Eine Zusage, die Winfried Engel, Leiter der Abteilung Schule beim Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Fulda, gern zur Kenntnis nahm. „Denn die Signale des Landes lassen keine Besserung der angespannten finanziellen Lage bei den privaten Schulen erkennen.“ Das Bistum stehe zu allen Zusagen, könne aber keine weiteren Finanzierungslücken decken: „Es kann aber nicht sein, dass die Eltern wieder diese Löcher ausgleichen müssen. Schulen wie diese entlasten langfristig die öffentlichen Kassen. Deshalb werden wir uns für weitere Mittel verstärkt einsetzen, notfalls auch kämpfen.“
Privatschule lebt entscheidend vom Engagement der Lehrer und Mitarbeiter
Schließlich werde die Schule immer mehr zum Lebensraum: „Manche beklagen das. Doch kann diese Entwicklung auch eine große Chance sein, das Konzept einer Erziehungsgemeinschaft von Schule und Eltern umzusetzen.“ Dazu seien entsprechende Rahmenbedingungen wie moderne Klassenräume oder ein ausreichend großes Lehrerzimmer unentbehrlich. „Eine Privatschule lebt ganz entscheidend von dem Engagement der Lehrerschaft. Ohne Sie wäre die Umsetzung eines christlichen Profils, dem Sie sich verpflichtet wissen, nicht möglich“, erklärte Engel.
Ludger Dabrock, Geschäftsführer der SMMP-Einrichtungen und Dienste, erwiderte diesen Dank: „Die Unterstützung, die wir durch das Bistum erfahren haben, ist in Zeiten knapper werdender Kirchensteuermittel nicht selbstverständlich“. Mit dem Ergebnis der Baumaßnahmen zeigt er sich hochzufrieden: „Selten haben wir als Träger 2,3 Millionen Euro so gut verbaut. Dabei war der Zeitplan sehr eng. Und wir haben uns gefragt, ob eine solche Operation am ‚offenen Herzen‘, also bei laufendem Schulbetrieb, überhaupt machbar ist.“ Doch dank der guten Teamarbeit aller Beteiligten habe es funktioniert. Besonders hob er dabei Dieter Sommer hervor: „Sie haben vieles aushalten und als Vertreter des Bauherrn immer wieder neue Aufgaben übernehmen müssen. Ohne Sie säßen wir heute nicht in diesen Räumen.“
Bedauern darüber, Chemie schon abgewählt zu haben
Schließlich fanden auch die Vertreter der Lehrer- und der Schülerschaft lobende Worte. „Im Lehrerzimmer hat sich das Angebot an Licht und Sauerstoff vervielfacht“, meinte Mitarbeitervertreter Volker Hahn-Dwier. Und in den neuen Räumen mache das Unterrichten viel Freude. So viel Freude, dass Schülervertreter Jonathan Weber bedauerte, Chemie in der Oberstufe schon abgewählt zu haben. Er und seine Mitschülerin Judith Wenzel lobten den „sehr gelungenen Umbau.“
Nach den Reden folgte eine Andacht, die Schulseelsorger Otmar Leibold leitete. Er stellte die Pfingsterzählung nach Lukas in die Mitte seiner Betrachtung, in der die Jünger dem auferstandenen Jesus begegnen. Erst er vermittelt den Jüngern wieder Zuversicht. Übertragen auf die Engelsburg bedeute dies: „Alle Vorsorge bleibt vergeblich, wenn nicht Gott selbst das Haus baut.“ Als äußeres Zeichen dafür segnete Schwester Aloisia Höing sechs Kreuze, die anschließend in den neuen Räumen aufgehängt wurden: „Das Kreuz ist ein Zeichen für unseren Auftrag und unsere Verbundenheit.“
Glasfassade der neuen Cafeteria als Kontrapunkt zum Roten Palais
Ein Großteil der Gäste folgte der Generaloberin, um sich in der neuen Cafeteria, dem Lehrerzimmer, den Chemieräumen und den Klassenzimmern umzusehen. Darunter auch die frühere Schulleiterin Schwester Maria Ignatia Langela, der Dieter Sommer zusprach, dass die Engelsburg ohne sie heute nicht das wäre, was sie ist.
Architekt Jürgen Schuh erläuterte bei dem Rundgang das bauliche Konzept, nach dem man dem alten, Roten Palais auf der anderen Seite des Schulhofes mit dem Ausbau und der Glasfront von Cafeteria und Lehrerzimmer einen Kontrapunkt entgegensetzen wollte: „Beide sind durch die Neugestaltung des Schulhofes miteinander verbunden.“
Und Physiklehrer Rainer Serret demonstrierte die Funktionalität der beiden Smartboards in den neuen Klassenräumen, auf denen sich auch Filme zeigen und das ganze Tafelbild digital speichern lassen. „Die Dateien stehen schon kurze Zeit später als Folie im Internet. Und so kann jeder Schüler die Schritte aus der Stunde zu Hause noch einmal nachvollziehen.“ Auf Nachfrage bestätigte er: „Die Eltern allerdings auch…“