Schüler und Lehrer aus Menden wollen großen Kühlschrank finanzieren
Die Schülerinnen und Schüler des Placida Viel Berufskollegs in Menden sammeln schon fleißig Schuhe und Taschenrechner. Beides wird in dem Kinderdorf „Aldea de ninos Cristo rey“ in Cochabamba/Bolivien dringend benötigt. Über 180 Kinder aus Familien, deren Eltern im Gefängnis sitzen, leben in dieser Einrichtung der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel und gehen dort auch zur Schule. Jetzt hat das Mendener Berufskolleg eine Partnerschaft mit dem Kinderdorf auf der anderen Seite des Erdballs geschlossen.
„Wir haben immer wieder Aktionen, mit denen wir die Schwestern, die ja auch Träger unserer Schule sind, an ihren Wirkungsorten unterstützen möchten. Doch bleiben viele dieser Aufgaben weit weg und abstrakt. Mit dieser Partnerschaft wollen wir unsere Verbundenheit zu der Ordensgemeinschaft konkreter und lebendiger machen“, begründet Wilhelm Kotthoff die Initiative. Auf der Suche nach einem geeigneten Projekt habe ihnen die Aldea in Cochabamba besonders imponiert „Dort leben Kinder und Jugendliche bis ins junge Erwachsenenalter. Damit können sich auch unsere Schüler identifizieren. Zudem geht es um Bildung und Erziehung. Also steht diese Einrichtung unserer Schule auch inhaltlich nah“, erklärt Wilhelm Kotthoff.
Zusammen mit seiner Stellvertreterin Kerstin Kocura und seiner Kollegin Ingrid Betgen flog er während der Oktoberferien nach Bolivien, um das Kinderdorf kennenzulernen. Dabei hatten sie die Reise selbst finanziert. „Es ist einfach etwas ganz anders, wenn man selbst vor Ort war, die Verhältnisse kennt und allen, die sich hier dafür interessieren, aus erster Hand berichten kann“, sagt Kerstin Kocura. So wie am Dienstagabend. Da schilderten sie ihren Kolleginnen und Kollegen noch ganz bewegt von den Erlebnissen. Einen weiteren Informationsnachmittag wird es am 8. Dezember geben. „Und schon mit unserem Stand auf dem Mendener Weihnachtsmarkt am 4. und 5. Dezember wollen wir auf dieses Projekt aufmerksam machen und Spenden sammeln“, erläutert Kerstin Kocura.
Unwürdige Bedingungen in den Gefängnissen
2008 haben die Schwestern der hl. Maria Magdalena die Trägerschaft für die Aldea de ninos Cristo Rey – übersetzt: Kinderdorf Christkönig – übernommen. Geleitet wird es von Petra Sadura, die bis dahin Leiterin der Tagespflege Haus Elisabeth in Geseke war. Sie hatte sich auch schon in Indien engagiert und nach intensiver Überlegung beschlossen, mit ihrer Familie nach Bolivien auszuwandern. Seit zwei Jahren gibt sie der Einrichtung eine neue Kontur. Die Zahl der Kinder ist kleiner geworden, damit eine individuelle Betreuung möglich ist. „Und die haben die Kinder nötig“, erklärt Wilhelm Kotthoff. Er war selbst in einem der Gefängnisse, aus denen die Kinder geholt werden. „Da die Strafgefangenen dort nicht versorgt werden, ziehen die Partner und Kinder als Freigänger mit ein. Es ist schon bitter zu sehen, unter welch ärmlichen Bedingungen die Familien dort auf engstem Raum leben. Sieben Betten werden auf gerade einmal 15 Quadratmetern von neun Frauen mit Kindern belegt. Und die Kinder spielen zum Teil apathisch im Dreck.“ Das sei umso bedrückender, wenn man den Grund für die oft mehrjährigen Haftstrafen kenne. „Viele haben sich als Drogenkuriere anwerben lassen, weil es dafür gutes Geld gibt, das sie für ihre Familien dringend benötigen“, weiß Wilhelm Kotthoff.
Der bolivianische Präsident Evo Morales erlaube einerseits den großzügigeren Anbau von Coca-Flächen, weil das Land damit gute Einnahmen erzielt und unabhängiger macht. Andererseits habe er die Gesetze zum Drogenmissbrauch erheblich verschärft. „Eigentlich ein Widerspruch. Aber in diesem Land ist vieles so widersprüchlich“, unterstreicht die Leiterin der Missionszentrale der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel, Schwester Klara Maria Breuer. Auch sie hörte sich gemeinsam mit Schwester Christa Maria Henninghaus und Missionsreferent Winfried Meilwes den Vortrag der drei Lehrer an.
„Viele wollen wissen, wie sie helfen können“
In Menden hat die neue Partnerschaft bereits für Aufsehen gesorgt: Die Presse berichtete bereits vor dem Abflug der drei Lehrer ausführlich – und die Schüler haben schon viele Fragen gestellt. Ingrid Betgen ist ganz gerührt: „Die meisten wollen wissen, wie sie helfen können. Das rührt und zeigt, dass wir mit einer solchen Partnerschaft wahrscheinlich viel bewegen können.“
Am dringendsten benötigt die Aldea de ninos Cristo Rey zurzeit einen großen Kühlschrank. Der kostet 3.500 Euro. „Viele Kinder leiden an Calcium-Mangel. Milchprodukte würden da Vorsorge treffen. Aber die müssen gekühlt werden“, erklärt Ingrid Betgen. Das Placida Viel Berufskolleg will die nächsten Aktionen dafür nutzen, dieses Gerät zu finanzieren. Weitere Informationen gibt die Schule gern unter Tel. 02373 9311-0.