330 Schwestern, Brüder und Pater trafen sich am Samstag im Bergkloster Bestwig
Thema des Treffens der Ordensleute aus der Erzdiözese Paderborn war die Internationalität und Vielfalt der Gemeinschaften in der Einheit ihres Auftrages der Verkündigung und ihres Glaubens. Der Paderborner Weihbischof Matthias König erklärte bei dem Auftakt in der Dreifaltigkeitskirche: „Uns im Bistum geht es ähnlich wie Schneewittchen: Was die Reichhaltigkeit ausländischer Gemeinschaften aus anderen Kulturen angeht, sind wir erst in den letzten Jahren wachgeküsst worden.“ Und in Richtung der Schwestern, Pater und Brüder sagte er: „Wir werden in Zukunft immer stärker auf andere geistliche Zentren außerhalb der Gemeindestrukturen angewiesen sein: Zu diesen Einrichtungen gehören auch ihre Konvente und Klöster“. Zugleich sehen die zahlreicher werdenden Ordensleute aus dem Ausland auch eine wichtige Aufgabe darin, einen Beitrag zur Integration anderer Kulturen zu leisten.
Veranstalter des jährlichen Ordenstages ist die Paderborner Ordenskonferenz. Deren Vorsitzende ist zurzeit Schwester Pia Elisabeth Hellrung, Provinzoberin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel im Bergkloster Bestwig. „Die indischen Ordensschwestern hatten diesen Tag mit uns zusammen gestalten wollen. Daher findet dieser Tag jetzt erstmals hier statt“, erklärt Schwester Pia Elisabeth. Eine wichtige Aufgabe bei der Ausrichtung des Ordenstages sah sie darin, einen Beitrag zur Verständigung untereinander zu leisten: „Wir wollen die ausländischen Gemeinschaften noch stärker integrieren. Deshalb haben wir sie auch ganz gezielt für diesen Tag mit eingeladen.“ Was sich in den Anmeldezahlen widerspiegelte: Mit 330 Ordensleuten kamen so viel wie selten zu einem Ordenstag.
18 Nationen brachten Farbe in die Dreifaltigkeitskirche
Am Anfang des Tages stand die Vorstellung aller vertretenen Nationen. 17 Fahnen aus 18 Ländern sammelten sich um den Altar. Nur Bruder Chi Thien aus Vietnam nahm die Fahne seines Landes nicht mit nach vorn: „In unserem Land wird die Kirche vom Regime unterdrückt. Daher stehen wir auch nicht hinter diesem Symbol“. Der 37-Jährige war 1983 als Flüchtlingskind auf einem Boot nach Deutschland gekommen. Hier ist er dann Franziskaner geworden. Jetzt arbeitet er als Vikar in Dortmund. Und so steht Bruder Chi für die vielen ausländischen Ordensleute, die das Leben auch innerhalb deutscher Gemeinschaften kulturell bereichern.
Schwester Tessy Mandapathil, Mitglied im Vorstand der Vereinigung Katholischer Orden zur Förderung internationaler Solidarität (VKO), stellte diesen Verband vor und warb für die weitere Integration ausländischer Ordensleute: „Wir erleben einen Generationswechsel. Erstmals gibt es eine große Mehrheit derjenigen, die gar nicht mehr wissen, was Ordensleben ist. Viele unserer eigenen Einrichtungen werden nicht mehr von Ordensleuten, sondern von weltlichen Mitarbeitern geleitet. Wir freuen uns über die Unterstützung ausländischer Kongregationen – etwa in der Pflege. Doch müssen wir auch dafür sorgen, dass ihr Auftrag erkannt wird – und dass sie nicht zu sehr als Konkurrenz auf dem heimischen Arbeitsmarkt gesehen werden.“
Schwestern aus Indien missionieren in Deutschland
Nach dem Auftakt und dem anschließenden Mittagessen stellten sich die 35 Kongregationen im Innenhof des Bergklosters und den darum liegenden Räumen gegenseitig vor. Mit kulinarischen Spezialitäten, Tänzen oder Düften. Mittendrin stand Schwester Kitonyi Jasinta. Die Missionsschwester vom Kostbaren Blut kam 2005 aus Kenia nach Deutschland, um hier Deutsch zu studieren. „Inzwischen habe ich mich in diese Sprache verliebt“, erklärt die 29-Jährige mit breitem Lächeln. Als Studentin leitet sie nebenher religiöse Orientierungstage mit Jugendlichen aus Dortmund. Natürlich will sie auch da ihren Beitrag zur Völkerverständigung leisten: „Die Jugendlichen öffnen sich, sind neugierig und fragen, wie Gleichaltrige in Kenia leben. Ich bin immer gespannt auf ihre vielen Fragen.“
Oder Pater Kasimir Zaranski. Der Pole gehört zu den Brüdern von der Auferstehung Jesu Christi und kam vor 25 Jahren nach Deutschland: „Der damalige Erzbischof hat uns berufen, hier in der Seelsorge mitzuarbeiten“, berichtet der Geistliche. In seiner Gemeinde in Witten leben auch viele Katholiken aus Polen, Portugal und von den Philippinen. „Natürlich bin ich da zu einem Bindeglied zwischen Christen ausländischer und heimischer Herkunft geworden.“
Oder Schwester Celine Michael. Die 32-Jährige hatte in ihrer Schule im indischen Kerala die Kongregation der Königinnen der Apostel kennengelernt. Als sie in die Gemeinschaft eintrat, wurde sie gefragt, ob sie nach Deutschland gehen wolle. „Denn hier gab es mittlerweile immer weniger Schwestern, um die Werke, die hier aufgebaut wurden, fortzuführen.“ Also kam sie als Missionarin einer Gemeinschaft, die von Deutschland aus nach Indien ging, um dort zu missionieren, ins Sauerland. Ein Weg, wie ihn inzwischen immer mehr Ordensleute und Ordensgemeinschaften gehen.
Am Bergkloster Bestwig absolvierte Schwester Celine eine Ausbildung zur Erzieherin. Jetzt arbeitet sie an einem Kindergarten in Hallenberg: „Dort gibt es gar keine ausländischen Kinder. Und trotzdem berichte ich viel aus meiner Heimat. Auch, um sie auf die Begegnung mit anderen Kulturen vorzubereiten.“
Eucharistiefeier im indischen Ritus
Der Tag endete mit einer Eucharistiefeier nach sylo-malabarischem Ritus. Der geht in seinen Wurzeln auf die Thomaschristen zurück und ist fast 2.000 Jahre alt. Mitgestaltet wurde er musikalisch von den Schwestern der Mägde Christi aus Indien. Sie trugen nach ihrem Ritus auch Räucherstäbchen und Kerzen zum Altar. „Eine beeindruckende Liturgie, die uns die Augen für Weltkirche öffnet“, sagte Schwester Maria Theresia Knippschild, die den Tag moderierte. Abschließend lud sie gemeinsam mit Schwester Pia Elisabeth schon zum nächsten diözesanweiten Ordenstag ein: der findet statt am 8. Oktober 2011 in Werl.