„Tun wir so viel Gutes wie möglich, aber so verborgen wie möglich“ Maria Magdalena Postel
Gutes tun – natürlich, das ist immer wieder gefordert. Die Not ist groß, weltweit und vor unserer Haustür. Wo nur soll man anfangen, das geforderte Gute zu tun?
Doch, was heißt denn „so viel Gutes wie möglich“? Wer bestimmt das Maß oder wonach bestimmt sich das Maß an Gutem?
Da wird schnell deutlich, ein allgemein verbindliches Maß kann es nicht geben. Die Möglichkeiten zum Helfen – materiell, ideell oder ganz praktisch – sind für jede/n verschieden. Niemand ist auf mein Maß verpflichtet.
Maria Magdalena hat wahrscheinlich keine großen Überlegungen angestellt, wie weit ihr Einsatz für andere gehen könnte oder sollte. Sie besitzt eine gute innere Antenne dafür, wo Hilfe gebraucht wird, die sie geben kann. Sie weiß einfach, wo ihre Hilfe vonnöten ist.
Wissen, was dem anderen fehlt, kann ich nur, wenn ich schaue, wie es dem anderen geht. Und das fordert, dass ich nicht nur mich selbst und meine Interessen in den Vordergrund stelle, sondern durchaus auch vom anderen her denke.
Gutes tun ist eine Form der Nächstenliebe. Im Gleichnis vom „Barmherzigen Samariter“ hat Jesus deutlich gezeigt, was Nächstenliebe bedeutet. „Wer ist mein Nächster?“, so möchten wir vielleicht fragen. Doch die Zuspitzung des Gleichnisses zeigt eine andere Fragerichtung: „Wem bin ich Nächste/r? Für wen setze ich mich ein, so dass der/die andere mich als Nächste/n erfahren kann?”
Für Maria Magdalena gilt, dass sie das Gute ohne Ansehen der Person tut. Dabei hat sie immer die Kleinen und Unscheinbaren besonders im Blick; denn die „Großen“ werden leichter gesehen – oder setzen sich selbst schon ins rechte Licht.
Gutes tun, und zwar im Verborgenen, das ist eine Grundregel ihres Handelns, deshalb ermutigt sie auch andere dazu: „Tun wir so viel Gutes wie möglich, aber so verborgen wie möglich.“
Ein Blick in unsere Zeit zeigt, dass durchaus viele Menschen bereit sind, bei großen Katastrophen zielgerichtet zu helfen. Da laufen z.B. besondere Fernsehveranstaltungen mit Prominenten und im Untertext werden die Namen der Spender und die Spendenhöhe veröffentlicht. Wir dürfen dankbar sein, für so viel Hilfsbereitschaft heute, obwohl auch hierzulande manche Not besteht.
Warum ist es für Maria Magdalena so wichtig, das Gute im Verborgenen zu tun? Sicher denkt sie hierbei an die Mahnung Jesu in der Bergpredigt: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen…“ und „Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Mt 6,1.3f)
Maria Magdalena möchte mit ihrem Grundsatz auch uns heute ermutigen: Macht die Augen auf. Schaut mit dem Herzen die Menschen in eurem Umfeld an. Nehmt wahr, was sie brauchen, und schaut dann, wie ihr helfen könnt. Manchmal genügt schon ein aufmerksames Zuhören, ein anderes Mal könnt ihr selbst zupacken oder Hilfe vermitteln… Das Gute, das zu tun ist, hat viele Seiten. Und vergesst nicht: Ihr werdet selbst dabei reich beschenkt!
Worte für Heute, Teil 7/10
Auf der Höhe der Zeit sein, das ist heute eine wichtige Maxime. Man muss die neuesten Trends kennen, gut informiert sein in vielerlei Hinsicht, um mitreden zu können. Da ist es verständlich, wenn Worte aus vergangenen Zeiten schnell als veraltet abgetan werden.
Schaut man jedoch genauer hin, so entdeckt man die bleibende Bedeutung, ja ein Stück Weisheit in Aussagen aus früheren Zeiten. Jede Zeit prägt die Ansichten, Lebensperspektiven und Grundsätze ihrer Generation.
Aber in allem Wandel gibt es Bleibendes.
Das 200jährige Bestehen der Gemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (1807 – 2007) war für Schwester Maria Andrea Stratmann Anlass, Worte und Gedanken, die uns von der hl. Maria Magdalena Postel erhalten sind, neu zu bedenken. Sie sind vielfach eine Aktualisierung biblischer Aussagen für ihre Zeit. Uns kann das ermutigen, Gottes Wort für unsere Zeit neu zu entdecken und umzusetzen. Maria Magdalenas Überlegungen können uns dabei Hilfe sein.