Frühjahrstagung im Bergkloster Bestwig beschäftigte sich mit den Aufgaben der Ordensgemeinschaft und ihrer finanziellen Absicherung
Bestwig. Sich in der kulturellen Vielfalt als Teil eines großen Ganzen zu verstehen war das Thema der Frühjahrstagung mit den Betriebsleitungen und Führungskräften der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel am 26. Februar im Bergkloster Bestwig.
Die Ordensleitung berichtete über die Entscheidungen beim Generalkapitel in Heiligenstadt und über die Entwicklungen in Brasilien, Bolivien, Rumänien und Mosambik, wo Schwestern der Gemeinschaft im Einsatz sind. Anschließend wurden die Maßnahmen vorgestellt, die in den letzten Jahren zur Absicherung dieses Engagements entwickelt wurden: Familien- und Projektpatenschaften, die Gründung der Bergkloster Stiftung SMMP, das sogenannte Bußgeldmarketing und schließlich die Entwicklung des neuen Internetportals helfen.smmp.de. „Die derzeit laufenden 429 Familien- und weitere 126 Projektpatenschaften spiegeln den Erfolg dieser Anstrengungen wider“, erklärte Generalassistentin Schwester Adelgundis Pastusiak.
Impressionen vom Generalkapitel
Generaloberin Schwester Aloisia Höing knüpfte vor den 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung an die Erfahrungen des Generalkapitels an: „Es war bereichernd, in diesen Tagen die Internationalität zu spüren. Und heute tut es gut zu wissen, dass wir auch mit Ihnen gemeinsam an demselben Werk arbeiten.“
Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung bezeichnete „die Erfahrung unserer Vielfalt“ als prägendstes Erlebnis des Kapitels in Heiligenstadt. Und Noviziatsleiterin Schwester Maria Elisabeth Goldmann ergänzte: „Es war wichtig zu erfahren, dass wir Hoffnung und Zukunft haben.“ Diese Hoffnungen äußerten sich bei der neuntägigen Konferenz auch in wegweisenden Beschlüssen: So soll die Lebensordnung der Ordensgemeinschaft überarbeitet werden. In diesem Zusammenhang überprüft eine Kommission bis 2012, ob Frauen auch die Möglichkeit haben sollen, befristet nach den Ordensregeln im Kloster mitzuleben. Zudem spiegelt sich die stärkere internationale Vernetzung in der Anfrage der französischen Gemeinschaft wider, ob zwei Schwestern der deutschen Kongregation in einem internationalen Konvent in der Abtei St. Sauveur-le-Vicomte leben könnten. „Daran sind wir sehr interessiert. Aber wir prüfen noch, welche Schwestern infrage kommen“, sagt Schwester Aloisia.
Wichtige Impulse
Diese Impulse wollte die Ordensleitung bei der Betriebsleitertagung nun auch an die Einrichtungsleitungen weitergeben. Dazu gehören die Leitungen der Seniorenhilfeeinrichtungen an sieben Standorten, dreier Krankenhäuser, sieben verschiedener Schulen, der Gesundheitsakademie, der Ergotherapeutischen und Psychotherapeutischen Praxen, des Montessori Seminars Berlin, des Julie-Postel-Hauses, der Gärtnerei und der Tischlerei. Dazu stellten die Schwestern zunächst das Engagement in den verschiedenen Ländern vor.
Boliviens Präsident setzt Schulleiterinnen ab
Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier berichtete von den jüngsten Erfahrungen mit dem sozialistischen Präsidenten Evo Morales in Bolivien, der während des Kapitels drei Schulleiterinnen in Bolivien abgesetzt habe: „Er legt sich immer wieder mit der katholischen Kirche an und scheut auch keine Konflikte mit dem Kardinal, der kaum noch politischen Einfluss hat.“ Immerhin einer Schwester wurde die Schulleitung nach massiven Elternprotesten wieder übertragen. Doch habe die katholische Kirche unter dieser Regierung weiterhin einen schweren Stand. Auch in dem Kinderdorf Aldea de Ninos Cristo Rey, dessen Leitung Petra Sadura aus Geseke im Mai 2008 übernommen hat und in dem über 400 Kinder wohnen. Damit gehört es zu den größten Kinderdörfern Boliviens.
In Schineni entsteht das Haus der Zukunft
Schwester Adelgundis berichtete von den Fortschritten in Schineni / Rumänien, wo die Schwestern seit dem Jahr 2000 wirken. Inzwischen stehen hier zwei Wohnhäuser für jeweils acht Kinder, die keine Familien haben, für die zu Hause einfach kein Platz ist oder deren Eltern Alkoholiker sind. „Viele von ihnen bekämen ohne uns noch nicht einmal ein Mittagessen“, weiß die Generalassistentin. Seit 2006 betreibt die Ordensgemeinschaft im Nachbarort Siretu auch ein soziales Zentrum, das Familien hilft und alte, alleinstehende Menschen in der Umgebung versorgt. Im Sommer 2009 wird das Haus der Zukunft seiner Bestimmung übergeben, das Jugendlichen, die zuerst im Kinderhaus wohnten, eine Anschlussbetreuung als Übergang in die Selbstständigkeit garantiert.
„Brasilien ist mehr als Kaffee und Samba“
Dass Brasilien nicht nur „Kaffee, Samba und Fußball“ ist, veranschaulichte Generalökonomin Schwester Maria Dolores Bilo in ihren Ausführungen über das fünftgrößte Flächenland der Welt, in dem die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel seit 1937 leben und wirken: „Dieses Land birgt sehr viel Reichtum, aber auch sehr viel Armut in sich.“ So arbeiten die Schwestern zum Beispiel am Stadtrand der 90.000-Einwohnerstadt Leme, wo Schwester Maria Ludwigis Bilo, leibliche Schwester von Schwester Maria Dolores, eine Kindercréche mit 200 Kindern leitet. Dort leisten die Ordensfrauen aber auch Sozialarbeit, betreiben ein Seniorenheim und führen eine Praxis für alternative Medizin. Ähnlich vielseitig gestalten sich die Aufgaben an den anderen acht Standorten im Land, wobei die Konvente bis zu 4.000 Kilometer auseinander liegen.
In Mosambik packen die Menschen mit an
Schwester Aloisia Höing berichtete abschließend über die Entwicklungen in Mosambik. In der Region Metarica haben die Ordensfrauen gerade erst eine eigene Schule eröffnet, die bereits 88 Kinder betreut. Zudem gibt es ein neues Haus in der Bezirksstadt Cuamba, gut 70 Kilometer entfernt. Darüber hinaus konnten bereits sechs Gemeinschaftsbrunnen gebaut werden. Auch ein Wohnhaus für die Aspirantinnen und Jugendliche aus dem Umland, die sonst keine Schule besuchen könnten, gehört zu den zuletzt realisierten Projekten. „Obwohl die Niederlassung noch relativ klein ist, fasziniert uns die hohe Akzeptanz in dem Ort“, erklärte die Generaloberin. Und sie führte aus: „Die Menschen wollen dort nicht nur empfangen, sondern sich auch selbst an der Weiterentwicklung beteiligen.“
Ordensgründerin war erste „Fundraisierin“
Im zweiten Teil der Tagung wurden dann die Maßnahmen des Fundraisings, die Bergkloster Stiftung SMMP und das neue Internetportal helfen.smmp.de vorgestellt. Diese Instrumente sollen helfen, das weltweite Engagement der Ordensgemeinschaft auch langfristig abzusichern. „Dazu fühlen wir uns schon durch unsere Gründerin legitimiert, die Schwester Placida Viel selbst losgeschickt hat, um Gelder für den Wiederaufbau der Abtei zu sammeln“, erklärte Schwester Aloisia. Kollekten seien auch schon in der Urkirche abgehalten worden. Daher sei es nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht einer christlichen Organisation, sich um ihren Fortbestand zu bemühen.
Schwester Adelgundis berichtete, dass bis 2002 insgesamt 5.000 Spender namentlich registriert waren. Durch die Postsendungen in hunderttausendfacher Auflage und das Angebot von Familien- und Projektpatenschaften zähle die hauseigene Liste mittlerweile 36.000 Spender. „Und letztlich tragen solche Maßnahmen auch dazu bei, unsere Gemeinschaft und ihre Arbeit bekannter zu machen“, verwies Schwester Aloisia auf einen weiteren Aspekt dieser Marketing-Strategie. Schwester Adelgudis zitierte aus bewegenden Briefen, die die Ordensleitung immer wieder erreichen: „Einige heben wirklich ihr letztes Erspartes für uns auf.“ In diesem Zusammenhang erklärte Schwester Aloisia: „Wir sind auch froh um jeden, der uns im Gebet unterstützt.“
Bereits 555 Patenschaften
429 Familien in Brasilien, Bolivien, Rumänien und Mosambik werden durch Familienpaten von Deutschland aus unterstützt. Sie zahlen einen Euro pro Tag, um einer Familie aus einer Notsituation zu helfen oder finanzielle Engpässe – beispielsweise durch die teure Schulbildung der Kinder oder kostspielige medizinische Behandlungen – zu überbrücken. Darüber hinaus gibt es inzwischen 126 Projektpatenschaften – also Paten, die denselben Beitrag zur Förderung eines bestimmten Projektes leisten.
Stiftung schüttet 228.000 Euro aus
Schwester Maria Dolores gab bekannt, dass seit 2008 auch Richter die Möglichkeit hätten, Bußgelder aus verhängten Strafen bestimmten Projekten der Ordensgemeinschaft zukommen zu lassen: „Dazu schreiben wir die Gerichte vor zu erwartenden Urteilen gezielt an.“ Schließlich übergab Moderator Winfried Meilwes das Wort an den Geschäftsführer der Bergkloster Stiftung SMMP, Christian Uhl. Er berichtete, dass die am 8. September 2007 – dem 200. Geburtstag der Gemeinschaft – gegründete Stiftung bereits auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückblicken könne: Anfang 2009 wurden aus den Erträgen und Spenden bereits 228.000 Euro für caritative Projekte zur Verfügung gestellt. Der Finanzvorstand der Ordensgemeinschaft erläuterte auch die Struktur der Stiftung und die Möglichkeiten, die sie bietet: „Schon ab 5.000 Euro Einlage kann man eine Unterstiftung mit einem selbst gewählten Namen gründen.“ Aber auch befristete Stiftungsdarlehen seien möglich. Als Unterstiftungen existieren bereits die Vivendi-Stiftug sowie die Stelzner-Montessori-Stiftung und die Sorores-Stiftung. Die Montessori-Stiftung unterstützt den Ausbau der Montessori-Pädagogik in den Einrichtungen der Ordensgemeinschaft, die Sorores-Stiftung (lat. Sorores = Schwestern) vor allem die Ausbildung der Ordensfrauen. Das Vermögen der Vivendi-Stiftung kann für die gesamte Bandbreite der Bergkloster Stiftung genutzt werden.
„Menschen für unsere Ideen begeistern“
„Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen für die Ideen, Aufgaben und Ziele der Schwestern der hl. Maia Magdalena Postel zu begeistern und letztlich ein Gesamtdienstleister für das Spendenwesen der Gemeinschaft zu werden“, erklärte Christian Uhl.
Ausführliche Informationen zu den Patenschaften, der Stiftung, dem Angebot Missionar auf Zeit oder zum Bußgeldmarketing enthält auch das neue Internetportal helfen.smmp.de, das dem Teilnehmerkreis der Tagung abschließend vorgestellt wurde. Eigene Internetportale für die Bergkloster Stiftung und das Angebot „Missionar auf Zeit“ sollen in den nächsten Monaten folgen.
Die Tagung endete schließlich mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier in der Krypta der Bergklosters. Die zelebrierte der Pfarrer des Pastoralverbundes Ruhr-Valmetal, Günter Eickelmann, mit den Tagungsteilnehmern. Dabei wurde auch noch einmal der sechsstimmige Kanon gesungen, den Sr. Theresita Maria Müller zum Generalkapitel komponiert und Gabriele Sachse von der berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth bei der Frühjahrstagung einstudiert hatte (dieser Kanon steht hier als mp3-Datei zum Download bereit). Schwester Aloisia gab der Runde abschließend auf den Weg: „Lassen Sie uns auch in Zukunft das begonnene Werk der Gründerin gemeinsam fortführen.“