Über 1.000 Besucher beim Tag der offenen Tür
Bestwig. „Wenn es das Bergkloster nicht gäbe – man müsste heute eins bauen“, bekannte der ehemalige Bestwiger Amtsdirektor Werner Vorderwülbecke in der Gesprächsrunde zum 40-jährigen Bestehen des Bergklosters Bestwig am Samstag, 23. August. Und in die Zukunft gerichtet hielt die Genaraloberin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel, Sr. Aloisia Höing, fest: „Ich hoffe, dass dieses Kloster auch weiterhin ein Ort der Ausstrahlung und Ermutigung bleibt. Auch wenn wir weniger Ordensschwestern werden, so gibt es doch viele Menschen, die unser Anliegen unterstützen und weiter tragen.“
Erinnerungen an die Anfänge
Davon zeugt auch das rege Interesse an dem Tag der offenen Tür, zu dem über 1.000 Besucher kamen. Begonnen hatte er bereits mit einem feierlichen Gottesdienst um 9 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche, den die Lehrer und Schüler des Berufskollegs Bergkloster Bestwig gestaltet hatten. Auch das Berufskolleg und das angegliederte Julie-Postel-Haus als Wohnheim für junge Frauen und Männer blicken bereits auf eine 40-jährige Geschichte zurück. „Ich weiß noch, unter welch einfachen Bedingungen wir hier angefangen haben“, berichtete Sr. Placida vom Kreuz Laroche am Nachmittag vor 200 Zuhörerinnen und Zuhörern im großen Saal. „Wir hatten schnell 60 Schülerinnen für die Berufsfachschule, aber noch keine eigenen Unterrichtsräume. Also wurde im Konvent unterrichtet.“ Sr. Maria Fortunata Ruhnke baute damals die Schule auf und übergab sie später an den heutigen Schulleiter Fritz Henneböhl.
Aufgebrochen und angekommen
Anfangs war es üblich, dass alle Auszubildenden im Bergkloster wohnten. Diese Regel galt für einige Ausbildungsgänge bis in die 80er Jahre hinein, wie Irmgard Marfort aus Coesfeld-Lette berichtet. Sie hatte im Bergkloster von 1983 bis 1986 unter Schwester Heriberta Fier Hauswirtschafterin gelernt und auch hier gewohnt: „Damals hatten wir einen großartigen Zusammenhalt, aber eben auch eine recht kontrollierte Freizeit“, schmunzelt sie. Heute seien das Kloster und die Einrichtungen viel größer und daher vielleicht nicht mehr ganz so familiär. „Was aber auch zeigt, wie wichtig die Ansiedlung der Schwestern mit ihrer Schule hier war“, hält Werner Vorderwülbecke rückblickend fest.
So wie Irmgard Marfort fanden am Tag der offenen Tür viele ehemalige Schüler, Auszubildende und Mitarbeiter den Weg nach Bestwig. Zu dem Gottesdienst am Morgen kamen bereits über 500 Besucher. Pfarrer Günter Eickelmann erinnerte in seiner Predigt an die vielen Aufbrüche, die sowohl die Ordensgründerin als auch die gesamte Ordensgemeinschaft haben leisten müssen: „Die Gründung dieses Klosters war einer davon. Und die Gegenwart zeigt: Sie brechen nicht nur immer wieder auf, sie kommen auch an. In Bestwig belegen das die gewachsene Schule, Ihr großer Konvent und der Altar, um den wir uns hier versammelt haben.“
Architektur des Konzils
Schwester Gratia Feldmann, die ebenfalls seit fast 40 Jahren in Bestwig lebt und arbeitet, sieht in dieser Architektur die Offenheit des zweiten Vatikanschen Konzils widergespiegelt. „Und eine Weite, die wir in Geseke, dem Provisorium, das wir nach der deutsch-deutschen Teilung lange ertragen mussten, so sehr vermisst haben.“ Dass das Bergkloster überhaupt gebaut wurde, lag an der Abgeschiedenheit des Mutterhauses in Heiligenstadt. Von hier aus ließen sich die Kontakte in die westdeutsche Provinz und in die Missionsländer nicht mehr aufrecht erhalten. Also suchte man im Westen Deutschlands nach einer neuen Heimat. Und die fand man in Bestwig. „Das hatte immerhin einen Bahnhof und eine Post“, erinnerte sich die damalige Provinzsekretärin und spätere Generaloberin Sr. Christa Maria Henninghaus in der Gesprächsrunde. „Außerdem hatte es hier Bedarf für eine Schule gegeben.“ Schwester Christophora Ringkamp, durch Krankheit an der Teilnahme des Klosterjubiläums leider gehindert, zog als erste Schwester nach Bestwig und leitete hier bereits den Christkönig-Kindergarten, bevor sie in den Konvent einziehen konnte. Das Ehepaar Loerwald in direkter Nachbarschaft des Klosters erinnert sich: „Sie war hier sehr beliebt. Deshalb waren wir auch bereit, die Sprengungen und den Lärm der Bauarbeiten zu ertragen. Wie sich nachher zeigte, zurecht: Denn wir haben hier mit den Schwestern wunderbare Nachbarn…“
Heute zahlreiche Einrichtungen
Heute gehören nicht nur das Kloster und das Berufskolleg mit dem Julie-Postel-Haus, sondern auch eine Tischlerei, die Praxis für Ergotherapie und die Gärtnerei dazu. Außerdem die Berufsqualifizierungseinrichtung Neue Arbeit mit Menschen – kurz NAMe – mit ihren Werkhallen am Rathaus und die Kindertageseinrichtung MonteKita in Trägerschaft einer Elterninitiative.
All diese Einrichtungen öffneten zum Jubiläum ihre Türen und trugen mit vielen Angeboten zum Gelingen dieses Tages bei: Die auszubildenden Erzieherinnen des Berufskollegs hatten im Kloster zahlreiche Aktionen für Kinder vorbereitet: vom Chaosspiel über einen Schminkstand bis zur Erbsenbahn. Im Berufskolleg selbst stellten sich alle Bildungsgänge vor. Und in der Gesundheitsakademie durfte man es sich bei Zucker-Öl-Massagen oder der Elektrotherapie gut gehen lassen. „Dabei werden die Reizströme gegen Schmerzen oder auch Lähmungen eingesetzt“, erklärte die angehende Physiotherapeutin Tanja Schmücker den Besuchern – die staunend zusahen, wie sich ihre Finger ohne eigene Kraft zu spreizen beginnen.
Eine Etage höher präsentierte der Differenzierungskurs der Abiturienten mit dem Schwerpunkt Kunst und Gestaltung seine Objekte zum Thema Zirkus. Zwei Clowns in Maskerade leiteten die Besucher in den Ausstellungsraum.
Das Berufskolleg steht auf dem ehemaligen Gelände der Familie von Lüninck. Baron Freiherr von Lüninck kam ebenfalls zum Jubiläum und brachte zu der Gesprächsrunde am Nachmittag einen Brief der früheren Generaloberin „Mutter“ Bernarda vom Kreuz Münstermann mit. Darin berichtet sie der Familie von den Fortschritten des Schulbaus. „Und heute freuen wir uns, dass wir zu der Ansiedlung der Schwestern hier beitragen konnten“, unterstrich der Baron.
Bewegte Bilder
Einige historische Dokumente zu der Klostergeschichte gab es auch in einer kleinen Ausstellung am Kirchenaufgang zu sehen. Darunter eine Karikatur, die der Assistent des damaligen Bauleiters angefertigt hatte. Pünktlich zum Jubiläum hatten die Schwestern einen Druck aus dem Architekturbüro Möhring erhalten. „Heute lebt noch der Schwiegersohn des Architekten, der das Kloster zu seiner Chefsache erklärt hatte“, erinnert sich Sr. Christa Maria Henninghaus. Aber sie erinnert sich auch gut daran, dass die damalige Konventsleiterin Sr. Hildelith Mühlenhoff kräftig mitredete: „So richtig wusste man eigentlich nie, wer der wahre Architekt gewesen ist…“.
Historische Dokumente gibt es auch in bewegten Bildern. Zwar nicht aus der unmittelbaren Gründungszeit, aber immerhin aus den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts: Diese Filme wurden zusammen mit dem 2007 neu produzierten Film über die Aufgaben der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel in Deutschland im kleinen Saal vorgeführt und fanden ebenfalls ein größeres Publikum.
A Capella-Gesang
Die musikalischen Angebote rundeten das Programm ab: Von dem Auftritt der „Pr8kerle“ aus Ostwig mit ihrem A Capella-Gesang und der Band „Unplugged“ im Innenhof bis zu der Orgelmusik mit dem Dortmunder Kirchenmusiker Klaus Stehling. Zudem gab es Leckereien aus der Klosterküche, Waffeln, Eis und Kuchen.
Der Tag endete schließlich mit der Vesper um 16.30 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche, die noch einmal feierlich gestaltet war. Schwester Aloisia stellte am Jubiläumstag fest: „Was hatten unsere Vorgängerinnen doch für einen Mut, auf dieser Wiese ein solches Werk zu errichten. Hoffen wir, dass es noch weit in die Zukunft etwas von dieser Aufbruchstimmung vermittelt.“