Petra Sadura leitet nun die Aldea de Niños Cristo Rey in Cochabamba – Orden übernimmt Trägerschaft
Mit der Übertragung der Leitung des Kinderdorfes Aldea de Niños Cristo Rey in Cochabamba an Petra Sadura im Juni ist auch die Trägerschaft für das Projekt an die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel übergegangen. Derzeit leben dort fast 640 Kinder von Häftlingen. Ohne eine Platz im Kinderdorf müssten sie Jahre ihres Lebens mit den Eltern im Gefängnis verbringen.
„Passt zur Tradition des Ordens“
„Wir übernehmen mit der Aldea Verantwortung für ein Werk, das gut aufgestellt ist und das wir entsprechend der ursprünglichen Zielsetzung weiterführen möchten: Kindern und jungen Menschen eine Heimat zu geben, in der sie leben, wachsen und reifen können“, betonte Generaloberin Schwester Aloisia Höing anlässlich des Leitunsgwechsels vor den Kindern, den Mitarbeitern und den offiziellen Gästen in der Sporthalle des Kinderdorfes. Dieses Engagement passe in die Tradition des Ordens: „Schon über 80 Jahre arbeiten unsere Schwestern in Bolivien an verschiedenen Orten in der Pastoral, in der Erziehung und Bildung.“ Daher habe man sich nach reiflicher Überlegung entschieden, das Lebenswerk der beiden Gründer, Schwester Ingrid Pentzek und Pater Erik Williner, weiterzuführen.
Umzug nach Bolivien
Aus Altersgründen wollten sie die Leitung nach über 20 Jahren in jüngere Hände übertragen wissen. Bei der Suche nach geeigneten Nachfolgern – auch in Deutschland – erklärte sich schließlich Familie sadura bereit, nach Cochabamba zu ziehen. Petra Sadura hatte zuvor die Tegespflege Haus Elisabeth in Geseke geleitet und war bereits leitende Mitarbeiterin bei den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel. Jetzt, zu der offiziellen Übergabe, waren neben der Generaloberin auch Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier, Generalökonomin Schwester Maria Dolores Bilo und der Finanzvorstand der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel, Christian Uhl, nach Cochabamba gereist.
In dem Kinderdorf, das 640 Jungen und Mädchen bis 18 Jahren eine Bleibe gibt, arbeiten 20 sogenannte Tias. Das sind Frauen, die die Haushaltsführung und Betreuung der einzelnen Wohnhäuser übernehmen. Mit zu der Aldea gehört noch eine große Schule, die alle Abschlüsse bis zum Abitur anbietet und auch von zahlreichen Kindern der benachbarten Wohngebiete besucht wird. Dort arbeiten weitere 38 Lehrer.
Kapazitäten sind begrenzt
Damit sich Petra Sadura und ihr Mann Volker, der in der Aldea vor allem hausmeisterliche Tätigkeiten übernimmt, zunächst auf die Arbeiten im Kinderdorf konzentrieren können, bat Schwester Aloisia die bisherige Leiterin darum, die Schule noch bis Ende 2009 fortzuführen. Dieser Bitte kommt Schwester Ingrid gerne nach.
Die Schwesternd er hl. Maria Madalena Postel wollen Wege finden, die Zahl der Kinder in der Aldea langfristig zu reduzieren. „Zurzeit schlafen sie auch in den Werkstätten. Aber wenn die fertig eingerichtet sind, gibt es dort keinen Platz mehr“, sagt Schwester Aloisia besorgt. Zugleich mache diese Situation deutlich, wie wichtig die Arbeit dieser Einrichtung ist.
Pater Erik hat 2007 noch mit dem Bau eigener Werkstätten begonnen. Hier sollen Jugendliche für das Berufsleben qualifiziert werden und handwerkliche Fähigkeiten erlernen. Betreiben will man die Werkstätten gemeinsam mit dem Dachverband Fe y alegria, der Bildungseinrichtungen trägt und vernetzt. Fe y alegria ist auch schon Träger und Partner bei anderen Schulen und Berufsqualifizierungseinrichtungen, in denen Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel arbeiten.
Arbeit langfristig abgesichert
Das Grundstück und die Immobilie der Aldea de Niños Cristo Rey wurde indessen der Diözese übertragten. Das hat einen Grund: Ausländische Organisationen wie die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel dürfen in Bolivien kein eigenes Land besitzen – zugleich aber gilt es die Arbeit in der Einrichtung langfristig abzusichern. Das soll das Bistum als Eigentümer gewährleisten. Bischof Tito Solari zeigte sich bei dem Festakt und dem von ihm zelebrierten Gottesdienst sichtlich gerührt: „Sie haben das alles in vielen Jahren aufgebaut. Und nun gehört es uns. Das ist ein großes Geschenk.“
Spenden aus Deutschland helfen
Finanziert wird das Kinderdorf vor allem durch Spenden. Dazu gehört seit vielen Jahren die Heimatgemeinde Heilig Kreuz von Sr. Ingrid aus Rheine im Münsterland. Pater Erik wiederum erfährt viel Hilfe aus seiner Heimat im schweizerischen Grächen. In beiden Orten wollen die Menschen auch künftig helfen. Optimistisch sagt Schwester Maria Dolores: „Deshalb fühlen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt.“
Weitere Informationen gibt Schwester Theresia Lehmeier unter Tel. 03606 673-136.
Zu den Fotos:
Sr. Ingrid Pentzek und Pater Eric Williner (oberstes Bild v.l.) haben die Aldea zwei Jahrzehnte lang geleitet. Jetzt wurde sie von den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel offiziell übernommen. Generaloberin Sr. Aloisia Höing (r.) und Bischof Tito Solari versprachen, das Dorf in ihrem Sinne weiterzuführen.
Darunter ein Foto vom bolivianischen Muttertag, bei dem die 640 Kinder ihren beiden „Müttern“, Sr. Ingrid und Petra Sadura, ein Geschenk überreichen. Die folgenden Fotos stammen von der Feier des Leitungswechsels, den die Kinder mit Tänzen bunt gestalteten. Auf dem letzten Bild übergeben Sr. Ingrid und Pater Eric symbolisch den Schlüssel. Alle Fotos: SMMP