
Zwölf Jahre war Irina Rebbe Schulsozialarbeiterin. Jetzt koordiniert sie die Präventionsarbeit im SMMP-Verbund. Ihr Ziel: Schutz, Gespräche und Vertrauen.
Seit dem 1. Mai arbeitet Irina Rebbe als Präventionsbeauftragte von SMMP. Sie löst Renate Paten ab, die in den Ruhestand geht. Gleichzeitig koordiniert Rebbe das Projekt zur engeren Zusammenarbeit zwischen Schulseelsorge und Schulsozialarbeit. Sie will sichere Räume schaffen und Menschen ermutigen, über Unbehagen und Grenzverletzungen zu sprechen.
Ein Kern ihrer Arbeit sind Schutzkonzepte. Sie sollen Kinder, Jugendliche und hilfebedürftige Erwachsene vor Gewalt schützen. Diese Konzepte bestehen aus mehreren Bausteinen:
- Risiken und Strukturen in den Einrichtungen analysieren
- Verhaltensregeln für Mitarbeitende festlegen
- Schulungen und Fortbildungen regelmäßig anbieten
- Präventionsangebote für Betroffene und Angehörige schaffen
- Klare Pläne für Verdachts- und Akutfälle entwickeln
- Melde- und Beschwerdewege definieren
- Schutzkonzepte regelmäßig überprüfen und verbessern
Darf man das sagen?
„Darf eine Schülerin sagen, dass sie sich ungerecht behandelt fühlt?” fragt Rebbe. „Darf ein alter Mensch sich beschweren, wenn eine Pflegekraft zu flapsig ist?“ Rebbe will beides: dass sie es dürfen und dass sie es können. Deshalb setzt sie auf sichere Räume. Dazu gehört die Raumgestaltung genauso wie die Atmosphäre in Gesprächen. „Auch ängstliche Personen sollen ihr Unbehagen ausdrücken können”, sagt sie.
Prävention sexualisierter Gewalt beginnt für Rebbe nicht erst beim Übergriff. „Gewalt kann schon dort beginnen, wo Menschen ein Recht auf Sexualität abgesprochen wird.” Deshalb sei es wichtig, Sexualität in jeder Form besprechbar zu machen. Auch in Senioreneinrichtungen. „Liebe gibt es auch im Alter. Auch körperlich. Und sie ist ein Recht.“
Rebbe führt die Grundschulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt im SMMP-Verbund durch. Alle vier Jahre folgen Auffrischungen.
„Es geht nicht um Wahrheitssuche”
Rebbe bringt aus ihrer Zeit als Schulsozialarbeiterin viel Erfahrung mit. „Was als Gewalt empfunden wird, ist subjektiv.” Deshalb gehe es in der Beratung nicht darum, die Wahrheit herauszufinden. „Es geht einfach nicht, wenn man ständig an Aussagen zweifelt. Lügen kommen anderswo ans Licht.“
Ein strukturierter Rahmen hilft, subjektive Empfindungen einzuordnen und kann so Sicherheit geben. „Es ist zum Beispiel nicht alles, was als Mobbing empfunden wird, tatsächlich auch fachlich als Mobbing einzuordnen. Aber auch oder gerade dann muss man darüber sprechen dürfen.“
Konzepte für jede Einrichtung
Jede Einrichtung im SMMP-Verbund erstellt ihr eigenes Schutzkonzept. Es orientiert sich am gemeinsamen Rahmenkonzept, berücksichtigt aber die konkrete Situation vor Ort.
Aktuell absolviert Rebbe eine Weiterbildung zur Fachkraft für Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt. „Ein Alltagsgefühl hat sich noch nicht eingestellt”, sagt sie. Derzeit arbeitet sie vor allem an den Pflichtaufgaben. „Aber ich hoffe, bald auch Projekte wie einen Newsletter oder Podcast oder Tagungen zum Thema anschieben zu können.”
Rebbe ist überzeugt: „Die Ordensgemeinschaft und ihre Unternehmen sind in der Prävention schon sehr weit. Schutzkonzepte und Schulungen gibt es. Jetzt müssen sie gelebt werden.“