
Demokratie lebt von Orten des Dialogs und von Menschen, die Haltung zeigen. Unter diesem Leitgedanken versammelten sich am 29. April 2025 die Führungskräfte der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP) zur Frühjahrstagung im Bergkloster Bestwig. Im Zentrum stand die Frage, wie demokratische Grundwerte innerhalb der Einrichtungen der Ordensgemeinschaft gestärkt und im Alltag verankert werden können. Erste Impulse hierzu kamen von Schulen, Ordensmitgliedern, politischen Akteuren und engagierten Mitarbeitenden.
Schwester Johanna, Provinzoberin der Europäischen Provinz, eröffnete die Veranstaltung und hieß die Führungskräfte von SMMP herzlich willkommen. Die Moderation und Begleitung des Austauschs übernahmen Raphael Ittner, Geschäftsführer für Bildung und Erziehung, sowie Andreas Pfläging, Geschäftsführer der Bildungsakademie für Therapieberufe.
2025: Das Jahr der Demokratie bei SMMP
Die Tagung setzte erste Impulse für das geplante „Jahr der Demokratie 2025“ bei SMMP. Zwei Schulen präsentierten beispielhafte Projekte, die demokratische Prinzipien bereits fest in ihren Bildungsalltag integriert haben. Frederic Kropp von den Walburgisschulen stellte die Courage-AG vor, die sich seit drei Jahren engagiert und das bundesweite Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ mit eigenen Initiativen vor Ort umsetzt. Gaby Petry und Kerstin Kocura vom Placida-Viel-Berufskolleg präsentierten unter anderem das Projekt „Menschenwürde. Mach mit – sei bunt.“, das Schüler:innen zur aktiven Mitgestaltung einer vielfältigen Gesellschaft ermutigt.
Kirche und Demokratie – ein Impuls von Pater Ralf
Pater Ralf Winterberg von den Amigonianern beleuchtete die Spannungsfelder zwischen Hierarchie und Gemeinschaft in der Kirche und stellte die Frage, wie demokratische Werte in kirchlichen Strukturen gelebt werden können. „Demokratie gehört in die DNA der Orden. Es ist ein gemeinschaftlicher Dienst, der Haltung verlangt“, betonte er. Gleichzeitig hob er hervor, dass es sowohl die Ordnung der Kirche als auch die Freiheit der Orden brauche. Seine zentrale Botschaft lautete: „Wenn wir nicht unseren Kindern und Kindeskindern eine bessere Welt hinterlassen, wofür sind wir dann da?“ Menschen sollten fragend und integrierend begegnet werden, nicht bestimmend oder ausgrenzend.

Workshops: Konkrete Ideen zur Stärkung der Demokratie
In den anschließenden Workshops entwickelten die Teilnehmenden praxisnahe Ideen, wie demokratische Prozesse bereichsübergreifend mit Leben gefüllt werden können. Gemeinsam formulierten sie Ziele wie Vielfalt leben, Demokratie erlebbar machen und transparente Kommunikation fördern. Daraus entstanden konkrete Vorschläge, etwa ein „Tag der Vielfalt“, eine Social-Media-Kampagne oder ein Podcast-Format zu demokratischen Themen.

Expertenforum: Demokratie braucht Engagement
Am Nachmittag eröffnete ein Expertenforum unter dem Titel „Demokratie braucht Zeit und Einsatz“ neue Perspektiven. Der Publizist und Moderator Jürgen Wiebicke forderte dazu auf, eingefahrene Denkmuster zu hinterfragen. Die Bedeutung des Einzelnen dürfe nicht unterschätzt werden; Resignation sei keine Option. Dirk Wiese, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, appellierte, gerade in politisch herausfordernden Zeiten aktiv zu bleiben und den Willen zur Veränderung nicht aufzugeben. Pater Ralf brachte es auf den Punkt: „Wir können etwas bewegen. Den Menschen in unseren Einrichtungen können wir eine Stimme geben und sie für Demokratie sensibilisieren.“
Wiebicke betonte, dass Demokratie ein „permanenter, öffentlicher, transparenter Streit“ sein müsse – Ziel sei nicht Einigkeit, sondern der offene Umgang mit unterschiedlichen Meinungen. Wiese ergänzte, Politik müsse besser diskutieren statt streiten, um gemeinsam mehr zu erreichen. Demokratie brauche Zeit, weil viele beteiligt seien – doch diese Investition lohne sich. Pater Ralf unterstrich, dass die Politik vom zivilgesellschaftlichen Engagement lernen könne: „Wir brauchen Orte, an denen Menschen einander begegnen und wertvolle Ideen entwickeln können.“ Wiese stellte abschließend klar: Jeder Einsatz, gleich welcher Art, ist wertvoll.
Die Frühjahrstagung hat deutlich gemacht: Demokratie beginnt im Kleinen – in der Haltung, im Dialog und im gemeinsamen Handeln. SMMP will diesen Weg konsequent weitergehen.