Schulministerin Dorothee Feller besucht das Placida-Viel-Berufskolleg als Deutschen Schulpreis-Träger in Menden
„Eigenverantwortung ist eine Kernkompetenz. Ich finde es großartig, wie die Schülerinnen und Schüler hier die Lernprozesse selbst mitgestalten können. Das Konzept wird von der ganzen Schule gelebt“, lobte die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Dorothee Feller das Placida Viel-Berufskolleg am Freitagmittag bei ihrem Besuch in Menden. Und sie fügte hinzu. „Sie haben sich den Deutschen Schulpreis verdient.“
Die Auszeichnung als „Deutscher Schulpreisträger 2022“ war Anlass des Ministerbesuches. Dabei wurde Dorothee Feller von Dr. Dagmar Wolf begleitet, die den Bereich Bildung und Erziehung der Robert Bosch-Stiftung leitet. Die Bosch-Stiftung und die Heidehof-Stiftung loben den Deutschen Schulpreis gemeinsam aus. Das Placida-Viel-Berufskolleg erhielt von ihnen ein Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro. Damit hat die Schule vor allem ihren Außenbereich auf dem Schulhof neu gestaltet.
Zudem gehörten die beiden Bundestagsabgeordneten Paul Ziemiak und Bettina Lugk sowie der Landtagsabgeordneten INge Blask und Matthias Eggers, Landrat Marco Voge und Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder zu der Gruppe, die das Placida-Viel-Berufskolleg besuchten um sich das Schulkonzept vorstellen zu lassen.
„Nachdem wir an einer Studie der Universität Wuppertal teilgenommen hatten und feststellen mussten, dass die Motivation des Schulbesuchs im Laufe des Schuljahres stark nachlässt, haben wir gedacht: ‚Da müssen wir was tun‘. Das war unser Motor“, blickte Schulleiterin Gaby Petry beim ersten Zusammenkommen in der Schulaula auf einen langen Prozess zurück.
Dalton-Konzept vorgestellt
Gemeinsam stellte sie mit ihrer Stellvertreterin Kerstin Kocura und Schülerinnen und Schülern aus den verschiedenen Bildungsgängen das Schulkonzept vor. „Wir haben uns für Dalton entschieden. Das fördert das eigenständige Lernen und hilft jungen Menschen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Das passte bei uns wie die Faust aufs Auge, denn unser Schulmotto lautet ja: ‚Menschen achten, stärken und qualifizieren‘.“
Dalton bedeutet, dass die Schüler ein Drittel der im Curriculum vorgesehenen Fachstunden eigenständig organisieren. Sie können dann selbst überlegen, auf welche Themen sie sich konzentrieren. „Dabei steht allen Lernenden ein Mentor zur Seite. Dies ist jeweils eine Lehrkraft, die diese Schülerin bzw. diesen Schüler sonst nicht im Unterricht hat. So können sie ganz unbelastet miteinander umgehen“, erklärt Kerstin Kocura.
Bei den Schülerinnen und Schülern kommt dieses Konzept an. „Inzwischen liegt die Quote der Zufriedenheit und Motivation bei 98 Prozent. Und das konstant seit Jahren“, sagt Gaby Petry nicht ohne Stolz.
„Ich finde, dass Dalton eine optimale Vorbereitung auf das spätere Berufsleben ist“, sagt zum Beispiel Henning Kaufmann aus dem Beruflichen Gymnasium. Mitschüler Justus Kreutz fügt hinzu: „Das ist entspannt. Wir haben weniger Fachunterricht, bringen und vieles selbst bei. Das ist viel aufgelockerter als Frontalunterricht.“
Bei Digitalisierung weit voraus
Und auch beim Thema Digitalisierung ist die Schule vielen anderen voraus. Die Schülerin Leonie Meyer erklärt: „Da wird uns hier ganz viel beigebracht, was wir auch fürs spätere Leben brauchen.“
Viele Bildungseinrichtungen haben sich bedingt durch die Corona-Pandemie und dem phasenweise erforderlichen Distanzunterricht erstmals mit digitalen Lernkonzepten beschäftigt. Da waren die am Placida-Viel-Berufskolleg schon etabliert. „Wir haben das Dalton-Konzept in seiner Kombination von Instruktion und eigenständigem Lernen von vornherein digital abgebildet“, so Gaby Petry – „Das hat sich bei uns sachlogisch ergeben – nicht erst durch die Pandemie.“
Dagmar Wolf lobte besonders den Mut, diesen Schritt gleich mit allen Bildungsgängen als ganze Schule zu gehen: „Das birgt ja auch die Gefahr des Scheiterns. Aber Sie haben gezeigt, wie das gelingt.“ Und Dorothee Feller ahnte zurecht, dass dies für das Lehrerkollegium viel Arbeit bedeutet. Den Pädagoginnen und Pädagogen zollte sie deshalb ihren Respekt.
Gleichzeitig betonte die Ministerin, dass die Arbeit der Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen viel mehr wertgeschätzt werden müsse: „Sie tragen ungemein viel zur Integration und zur Stärkung von Ausbildungsberufen bei. Und dass Sie das hier für die Berufe im Sozial- und Gesundheitsbereich tun, freut mich besonders.“
In der frühkindlichen Erziehung würden für das weitere Leben die wichtigsten Fundamente gelegt, sagte sie im Hinblick auf die breite Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sowie Kinderpflegerinnen und Kinderpflegern am „Placida“, wie die Lernenden und Lehrkräfte ihre Schule liebevoll nennen. Ausdrücklich lobte die Schulministerin in diesem Zusammenhang auch die wichtige Leistung der Schulsozialarbeit.
Unterricht besucht
Nach dem ersten Kennenlernen der Schule besichtigten Dorothee Feller und Dagmar Wolf den Dalton-Unterricht in zwei Schulklassen. Dort sprachen sie auch mit Schülerinnen und Schülern.
Abschließend begrüßten sie die gesamte Schulgemeinschaft auf dem Schulhof. Und dort lobte die Leitern des Bereichs Bildung und Erziehung bei der Robert-Bosch-Stiftung ausdrücklich die Offenheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen: „Die hat mich sehr beeindruckt. Und das zeigt: Sie haben sich diesen Schulpreis verdient.“
Justus Kreutz, Florence Fischer und Leonie Meyer ließen den Weg zum Schulpreis als Mitglieder der Schülervertretung noch einmal Revue passieren und hoben die beiden Höhepunkte hervor: den Besuch der Jury an der Schule, als die schon zu der engsten Auswahl der infrage kommenden Preisträger gehörte; und natürlich die Fahrt zur Preisverleihung im September nach Berlin. „Aber auch das Rudel-Gucken der Live-Übertragung hier in Menden waren ein Erlebnis. Ich denke, den Jubel hat man bis nach Berlin gehört“, sagt Leonie Meyer.
Der Geschäftsführer der SMMP-Schulen, Raphael Ittner, versäumte es nicht, abschließend auf das Leitbild des katholischen Schulträgers, der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, hinzuweisen. „Dieses Menschenbild spiegelt sich in dem Motto der Schule wider, aber genauso in dem Motto all unserer Schulen: ‚Lernen, was zählt.‘“ Schließlich greife dies auch der übergreifende Claim der SMMP-Einrichtungen und Dienste auf: ‚Damit Leben gelingt‘.“ Das Placida Viel-Berufskolleg zeige, wie das geht.
Ein weiterer Artike und eine große Bildergalerie befinden sich auf der Seite des Placida-Viel-Berufskollegs.