Festgottesdienst und Empfang zur Weihe der Dreifaltigkeitskirche vor 50 Jahren im Bergkloster Bestwig
„Die Kirche ist nicht nur ein Gebäude. Sie hat vor allem eine Aussage“, betonte Pfarrer Michael Schmitt am Sonntagmorgen in der Predigt des Festgottesdienstes zur Weihe der Dreifaltigkeitskirche im Bergkloster Bestwig vor 50 Jahren. Sie lade dazu ein, sich Gott zu nähern. Und für die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel sei damit auch der Auftrag verbunden, die Sorgen der Menschen zu sehen und ihren apostolischen Auftrag hinauszutragen.
Am 8. Dezember 1971 hatte Abt Harduin Bießle aus der Abtei Königsmünster die Dreifaltigkeitskirche geweiht. „Sie ist seit 50 Jahren unser Mittelpunkt. Wir sind dankbar für diesen Raum, der so klar strukturiert ist. Er ist ein Ort der Offenheit und der Begegnung“, brachte die Provinzoberin der Ordensgemeinschaft, Schwester Johanna Guthoff, ihre Freude vor dem Beginn der Eucharistiefeier zum Ausdruck.
Mit der Vollendung der Kirche war der Bau des Bergklosters, dessen 50-jähriges Bestehen bereits 2018 gefeiert wurde, 1971 erst einmal abgeschossen. Was noch fehlte, war die Orgel. „So aber hatten die 16 Priester, die hier die erste Messe mit 400 Schwestern und Gästen zelebrierten, im Altarraum wenigstens ausreichend Platz“, erinnerte sich Schwester Aloisia Höing bei einer historischen Rückschau im Kapitelsaal nach dem Festgottesdienst. Neben ihr waren an diesem Vormittag 13 weitere Schwestern anwesend, die die Kirchweihe vor 50 Jahren miterlebt hatten.
Pfarrer Schmitt verband die Frage nach dem Sinn und der Bedeutung dieser Kirche mit einigen Gedanken aus der zurückliegenden ARD-Themenwoche „Stadt –Land –Wandel“. Er sagte: „Die zentrale Frage, die sich damit stellt, wie wir leben und arbeiten wollen, lautet, wo die Zukunft zu Hause ist. Und Sie haben darauf als Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel mit diesem Gotteshaus eine Antwort gegeben.“
Besucher nehmen wichtige Botschaft mit
Denn nicht nur Ordensschwestern, sondern auch Urlauber oder Touristen, die zum Beispiel den Ruhrtalradweg fahren, nähmen von hier aus eine wichtige Botschaft mit: „Dass Gott Wohnung unter den Menschen genommen hat“, wie es schon im Johannes-Evangelium heißt – und dass diese Wohnung Geborgenheit geben könne und jedem Gelegenheit biete, sich an diesen Gott heranzutasten, sich ihm zu nähern.
Das auch baulich deutlich zu machen und umzusetzen, hätten der Architekt Alois Möhring und der Künstler Heinrich Gerhard Bücker hervorragend verstanden: „Die Lage auf der Anhöhe, die hohe, dreigeteilte Decke und der lichtdurchflutete Innenraum zeigen, was Kirche ist: eine Verbindung zwischen Himmel und Erde. Hier wohnt Gott in unserer Mitte.“
Zudem verbinde die Kirche die verschiedenen Gebäudeteile des Klosters. Und die wiederum umgeben den geschlossenen Innenhof: „Er verdeutlicht die Bindung der Menschen an diesen Ort, steht also nicht für Abschottung, sondern für Geborgenheit.“ So wie im Epheserbrief geschrieben stehe: „Wir sind Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“
Symbolträchtige Ausstattung
Und schließlich sei die Kirche symbolträchtig ausgestattet. „So stehen die drei Stelen um den Tabernakel dafür, dass Gott in seiner Dreifaltigkeit allgegenwärtig ist.“
Schwester Aloisia Höing präsentierte bei ihrem anschließenden Vortrag noch zahlreiche Details dieser Ausstattung: etwa die Reliquien der drei Ordensheiligen am Kircheneingang oder die verschiedenen Steine, die im Boden des Altarraumes eingearbeitet worden sind – wie die Edelsteine aus Brasilien, die den Tabernakel zieren und die Verbundenheit zu den Ordensschwestern in Südamerika herstellen.
Und vor allem die Fenster: „Heinrich Bücker war es ein besonderes Anliegen, die Verbundenheit der Kirche nach außen und umgekehrt das Einwirken der Außenwelt auf die Kirche deutlich werden zu lassen. Das ist ihm mit diesen Fenstern wunderbar gelungen.“
Ikebana-Kunst prägt
Ein weiteres „Ausstattungsmerkmal“ der Kirche sei die Ikebana-Kunst. Diese Anregung hatte Gärtnermeisterin Schwester Walburga Maria Thomes ebenfalls von Heinrich Bücker aufgenommen. Sie erklärt: „Der große Altarraum verlangte nach einer besonderen Gestaltung. Erst war ich skeptisch, aber dann machte ich es gerne.“ Später wurde Schwester Walburga Maria Ikebana-Meisterin und bildete selbst Ikebana-Lehrerinnen aus. Schwester Gratia Feldmann warf ein: „Sie ist eine praktische Theologin, die die Kirchenfeste gestalterisch immer wieder neu interpretiert.“
Pfarrer Schmitt machte klar, dass sich aus der Botschaft dieser Dreifaltigkeitskirche eine Verantwortung ableiten lässt, mit der sich ein Auftrag verbindet: „Immer wieder um diesen Geist zu bitten. Immer wieder neu nach der Wahrheit zu suchen, auch wenn sie unbequem ist. Und sich den Sorgen der Menschen in unserer Zeit zu stellen.“
Sich Sorgen zu machen sei wichtig und unerlässlich: „um die Erde und unsere Schöpfung, um die Zeit nach der Corona-Pandemie und nicht zuletzt um die Zukunft der Kirche.“ Doch dazu gab der Leiter des Pastoralen Raumes Meschede Bestwig den Ordensschwestern einen Spruch des biblischen Priesters Esra mit auf den Weg: „Denn die Freude am Herrn ist Eure Stärke.“
Viele Feste und Begegnungen
Wie die Freude in dieser Kirche erfahrbar wird – auch dafür hatte Schwester Aloisia viele Beispiele: die Profess- oder Jubilarfeiern der Ordensschwestern; die Aussendungen der Missionarinnen und Missionare auf Zeit oder die Schulgottesdienste des benachbarten Berufskollegs Bergkloster Bestwig; Meditationen bei Harfenmusik und Kerzenschein sowie Chor- und Gospelwochenenden; oder die Bibelerzählnächte und Karfreitagsveranstaltungen, die im weiten Umkreis einmalig sind.
Eine Gruppe ehemaliger Missionarinnen und Missionare auf Zeit, die sich in dem Förderverein Brückenschlag engagieren, traf sich an diesem Wochenende zu einer Tagung im Bergkloster und verfolgte den Gottesdienst von der Empore aus mit.
Pfarrer Schmitt freute sich, die jungen Gesichter zu sehen und schloss seine Predigt mit den Worten: „Wenn die Freude am Herrn unsere Stärke ist – dann ist die Zukunft hier auch weiterhin zuhause.“