Senioren-Einrichtungen begegnen der Hitze mit erfrischenden Ideen
Kühlende Kniegüsse und Beinwaschungen sind im Haus St. Martin zurzeit besonders gefragt. „Das genießen unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Wer will jetzt schon in die heiße Badewanne?“ fragt Heimleiterin Gisela Gerlach-Wiegmann.
Die Teams in den Senioren-Einrichtungen der Seniorenhilfe SMMP lassen sich einiges einfallen, um der Hitze von bis zu 40 Grad in dieser Woche zu begegnen. „Natürlich fallen die Bäder bei uns deshalb nicht aus“, räumt Gisela Gerlach-Wiegmann ein. Alles, was für die Körperhygiene notwendig ist, finde statt. Und doch beobachtet sie, dass die kühlenden Wasseranwendungen bei den Senioren derzeit deutlich mehr Gefallen finden.
Das Haus St. Martin in Herten-Westerholt ist als Kneipp-Einrichtung offiziell anerkannt. Mit Arm-, Bein- und Fußbädern haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daher Erfahrung. Doch ergreifen auch die anderen Einrichtungen viele Maßnahmen, um einem Kreislaufkollaps vorzubeugen.
Isotonische Getränke
„Wir bieten allen Bewohnerinnen und Bewohnern beispielsweise isotonische Getränke an“, sagt Astrid-Thiele Jerome, Leiterin des Seniorenheims Haus St. Josef in Wadersloh. „Es ist ja viel darüber zu lassen, dass Wasser im Moment nicht reicht. Das schwitzt man einfach wieder aus. Isotonische Getränke schützen besser vor dem Austrocknen.“ Dazu gehöre auch ein alkoholfreies Weizenbier. Außerdem habe man die Mittagsmahlzeiten auf leichte Kost umgestellt: „Dann gibt es zum Beispiel Kartoffelsalat mit Bockwurst. Das kommt bei den Senioren gut an.“
Um den Eingangsbereich und die Flure zu kühlen, hat man sich außerdem einen Trick einfallen lassen: „Wir haben die Türen aller Räume, in denen es Klimaanlagen gibt, geöffnet. So können wir das gesamte Haus etwas runterkühlen.“ Ventilatoren würden auch eingesetzt.
Die Hitze erfordert überall ein Umdenken bei den gewohnten Abläufen und im Wochenprogramm. Wer hat zum Beispiel Lust, bei solch einem Wetter eine Teambesprechung abzuhalten? Niemand. Deswegen ließ Annette Longinus-Nordhorn, Leiterin der ambulant betreuten Senioren-WG St. Franziskus-Haus in Oelde, dieses Treffen am Mittwoch ausfallen. Sie wollte nicht, dass ihre Mitarbeiterinnen für das einstündige Treffen ins heiße Auto steigen – „zumal einige von ihnen auch 20 Minuten oder eine halbe Stunde fahren müssen“, so die Hausmanagerin, die als Gebietsleiterin noch für weitere Senioren-WGs der Seniorenhilfe SMMP zuständig ist.
Planschbecken aufgebaut
Im St. Franziskus-Haus habe man sich mit Eis bevorratet: „Daran dürfen sich Mieter wie Mitarbeiter gleichermaßen bedienen.“ Und als Annette Longinus-Nordhorn gerade die WG St. Pankratius in Störmede besuchte, wurden gerade sechs Planschbecken aufgebaut, um die Beine hineinzustellen: „Das war ebenfalls eine klasse Idee.“
Auf die Hitze reagiert hat auch Ulrike Stallmeister, Hausmanagerin der ambulant betreuten Senioren-WG im Bergkloster Bestwig. „Eigentlich hatten wir einen Ausflug an den Möhnesee geplant. Durch die Hitze haben wir das wieder abgesagt.“ Stattdessen habe man nachmittags Eis verteilt und abends einen Grillabend mit Fleisch und Würstchen, Salaten, gekühlter Melone organisiert: „Dazu gab es natürlich ein kühles Bierchen. Das kam sehr gut an.“
Tag der Freude
Vor besonders großen Herausforderungen steht das Reginenhaus in Hamm-Rhynern. Denn das hat keine Jalousien. Entsprechend schwierig sei es, das Haus abzukühlen, erklärt Heimleiterin Regina Behr. Dafür besitze es aber einen Garten mit schönen großen Bäumen, die einen schattigen Platz bieten. „Und man glaubt es kaum“, sagt die Heimleiterin – „trotz der Hitze wollen manche Bewohnerinnen und Bewohner noch Strumpfhosen oder ein Jäckchen anziehen.“
Am Mittwochabend hatte man im Foyer einen Cocktailstand aufgebaut, um die Hitze besser auszuhalten. „Da war schließlich der internationale Tag der Freude“, weiß Regina Behr. Sie freut sich aber auch am Tag danach noch darüber, dass alle Senioren und alle Pflegekräfte die Hitze so gut wegstecken. „Es ist schon anstrengend, bei diesem Wetter Bewohnerinnen und Bewohner heiß zu duschen“, ist ihr bewusst. Deshalb gelte es genauso auf die eigenen Beschäftigten zu achten.
Auf eigene Mitarbeiter achten
„Dass uns da jemand ausfällt, können wir uns jetzt in der Urlaubszeit nicht so gut leisten“, betont Astrid Thiele-Jerome, die die isotonischen Getränke deshalb auch ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stellt. Und Gisela Gerlach-Wiegmann erklärt: „Unsere Fach- und Pflegekräfte tragen zurzeit alle ein feuchtes Tuch im Nacken. Und das ist mit erfrischenden ätherischen Ölen beträufelt.“ Maßnahmen wie diesen ist es zu verdanken, dass in den Senioren-Einrichtungen bisher alle mit der Hitze gut zurechtkamen.
Übrigens: In den USA wird am heutigen Donnerstag der „Tag der Erfrischungen“ begangen. Dies wäre der richtige Sommer, ihn auch in Deutschland einzuführen.