Auslandspraktika sind beliebt – für 2019/2020 sind sogar 200 Plätze beantragt
Das Berufskolleg Bergkloster Bestwig und das Placida-Viel-Berufskolleg in Menden sind mit von der Nationalen Agentur Bildung für Europa mit der Erasmus+ Mobilitätscharter ausgezeichnet worden. An der katholischen berufsbildenden Schule Bergschule St. Elisabeth soll das Programm ausgebaut werden. Das Berufskolleg Canisi-usstift steigt im laufenden Schuljahr neu in das Angebot ein.
Die ausgezeichneten Berufskollegs in Bestwig und Menden bieten ihren Schülerinnen und Schülern bereits seit einigen Jahren in verschiedenen Bildungsgängen berufsbildende, vierwöchige Auslandspraktika an. „Die Auszeichnung bescheinigt uns nicht nur die gute Qualität unserer Praktika. Sie gibt uns auch eine Förderungsgarantie bis 2020 und ermöglicht ein vereinfachtes Antragsverfahren“, freut sich Irmhild Padberg aus dem Berufskolleg Bergkloster Bestwig. Sie koordiniert das Angebot Erasmus+ federführend für alle vier Berufskollegs in Trägerschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel.
Von den Erfolgen und guten Erfahrungen an diesen beiden Schulen ließ sich nun auch das Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus inspirieren. Das bietet über das Kontingent der für alle vier Berufskollegs beantragten 200 Plätze erstmals solche Praktika an. Und an der berufsbildenden Schule Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt soll das Angebot, das dort schon seit zehn Jahren vor allem für die angehenden Erzieherinnen und Erzieher besteht, auf weitere Bildungsgänge erweitert werden.
Vertrauensvorschuss und vereinfachte Anträge
„Der größte Vorteil durch die jetzt erhaltene Auszeichnung für das Berufskolleg Bergkloster Bestwig und das Placida-Viel-Berufskolleg ist das vereinfachte Antragsverfahren“, erklärt Irmhild Padberg. Zukünftig müssten die Einsatzstellen, die die beiden Berufskollegs in Bestwig und Menden anbieten, nicht mehr alle einzeln geprüft werden. „Dadurch hat jeder einzelne Antrag nur noch einen Viertel des Umfangs, den er bisher hatte“, ist die Fachlehrerin erleichtert. Insofern gehe die Aus-zeichnung mit einem Vertrauenszuschuss einher.
Insgesamt sind in diesem Jahr 18 Schulträger bundesweit mit dieser Mobilitätscharta ausgezeichnet worden. Die SMMP Walburgisschule gGmbH als Träger der beiden ordenseigenen Berufskollegs in Bestwig und Menden gehört mit dazu.
„Mittlerweile ist dieses Auslandspraktikum ein wichtiger Baustein in unserem Kon-zept einer umfassenden Berufs- und Studienorientierung“, so Irmhild Padberg. Ne-ben Berufserfahrungen in den Einrichtungen biete es den Teilnehmenden ein Verständnis der jeweiligen Kulturkreise. „Toleranz, Weltläufigkeit, Persönlichkeit und Verantwortungsübernahme können somit schon während der Ausbildung erfahren und eingeübt werden“, weiß die Pädagogin zu schätzen.
Bisher konnten die Schülerinnen und Schüler unter anderem Praktika in Dänemark, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Irland, Malta, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen und Spanien absolvieren. Anreise und Aufenthalt werden weitge-hend durch Fördermittel finanziert. Die Akquise von Praktikumsstellen erfolgt über Kontakte zu europäischen Partnern, Webseiten sozialer Einrichtungen, die Industrie- und Handelskammer und auch den regelmäßigen Austausch mit dem Team der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, das die Missionare auf Zeit begleitet, die für ein Jahr – meist ins außereuropäische – Ausland gehen.
2018 waren 93 Schülerinnen und Schüler im Ausland
Im Frühjahr 2018 haben 75 Auszubildende aus Bestwig, 13 aus Menden und fünf aus Heiligenstadt ein Auslandspraktikum absolviert. „Für dieses Schuljahr haben wir jetzt insgesamt sogar 200 Plätze beantragt“, sagt Irmhild Padberg. So könne am Berufskolleg Bergkloster Bestwig und am Placida Viel Berufskolleg Menden erstmals auch der Bildungsgänge Kinderpflege mit einbezogen werden. Am stärksten genutzt werden die Praktika bislang von den angehenden Erzieherinnen und Erziehern. In Bestwig nehmen auch angehende gestaltungstechnische Assistentinnen und Assistenten daran teil.
„Außerdem erlaubt das größere Angebot immer mehr Schülerinnen und Schülern, ein zweites Mal ins Ausland zu fahren. Dann hat man schon eine andere Reife und erlebt dieses Praktikum konkreter im Hinblick auf die eigene, spätere Berufslaufbahn“, führt Irmhild Padberg aus.
Lukas Scheffer, angehender gestaltungstechnischer Assistent am Berufskolleg Bergkloster Bestwig, sagt zum Beispiel: „Ich kann mir jetzt gut vorstellen, nach Abschluss meiner Berufsausbildung ins Ausland zu gehen.“ Der 18-Jährige war im Frühjahr 2018 mit zwei Mitschülern in Irland: „Da besuchten wir eine Schule, in der viele Aus-tauschschüler lebten. Die meisten für ein ganzes Jahr.“ Den Alltag in dieser Schule haben die drei Berufsschüler aus Bestwig in einer Videodokumentation festgehalten. Dafür haben sie die Story entwickelt und die Dreharbeiten organisiert.
Philipp Spies und Jonas Bathen verbrachten vier Wochen in einem Kinderheim der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Rumänien. Dort halfen sie bei der Betreuung: von der Hausaufgabenhilfe über die gemeinsame Arbeit im Garten bis zum Fußballspielen. „Natürlich war die Sprache eine Herausforderung“, erklärt Philipp. „Aber da die Schwestern Deutsch sprechen und die Kinder sehr offen sind, hat das irgendwie funktioniert“, so der 19-Jährige, der in Bestwig die höhere Berufsfachschule mit Schwerpunkt Gesundheit und Soziales besucht. Positiv überrascht hat die beiden vor allem die Gastfreundschaft der Menschen. Diese Erfahrung haben alle Schüler in den verschiedenen Ländern gemacht.
Praktika fördern Selbstvertrauen und Sprachkompetenz
„Und man staunt, was ein vierwöchiges Auslandspraktikum für das eigene Selbstvertrauen und die Sprachkompetenz bringt“, berichtet Lehrerin Stephanie Schulte, die bei der Organisation der Praktika ebenfalls mitwirkt. In vier Wochen lerne ein Schüler zwar nicht viel neues Englisch. Aber wenn er sich dort verständigen konnte, traut er sich auf einmal auch im Fremdsprachenunterricht mündlich mehr zu.
Darüber hinaus können für Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die Ausbildung einjährige Langzeitpraktika beantragt werden. Die absolvieren zurzeit eine ehemalige Schülerin des Berufskollegs Bergkloster Bestwig und zwei ausgebildete Erzieherinnen aus der berufsbildenden Bergschule in Heiligenstadt.
„Für einige Schülerinnen und Schüler ist das Erasmus-Angebot mittlerweile sogar ausschlaggebend dafür, an unsere Schulen zu kommen“, so Irmhild Padberg. Des-halb würden alle Chancen genutzt, das Programm fortzuführen und auszubauen. Der Erhalt der Mobilitäts-Charter ist auf diesem Weg ein wichtiger Baustein.