Ausstellung präsentiert die spannende Geschichte des Klosters Oelinghausen
Eine große Ausstellung erzählt ab Sonntag die über 800-jährige Geschichte des Klosters Oelinghausen bei Arnsberg. Seit 25 Jahren ist diese Geschichte eng mit den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel verbunden. Sie betreuen die Wallfahrer und haben dort eine Ergotherapeutische Praxis.
Gemeinsam haben die Pfarrgemeinde St. Petri aus Neheim-Hüsten, der ehrenamtliche Freundeskreis Oelinghausen und die Schwestern die Präsentation in der Kirche und dem benachbarten Klostermuseum mit intensiver Recherche und viel Liebe zum Detail konzipiert. Orte, die nicht barrierefrei zu erreichen sind, hat das Vorbereitungsteam sogar in Bildern und Videos so gut dokumentiert, dass sie jeder Besucher erleben kann.
In der Ausstellung geht es um Pilgern und Kreuzverehrung, um Glaube und Aberglaube, um Plünderungen und Hexenverbrennungen, um unverstandene Krankheiten und Naturheilmedizin sowie um das soziale Netzwerk, das Ordensgemeinschaften bis vor wenigen Jahrhunderten maßgeblich gestalteten – „weil es sonst oft keines gab“, erläutert Alfred Hilbig. Diese Themenvielfalt spiegelt sich in dem lateinischen Titel „Misericordia – Caritas – Sanitas“ (deutscher Untertitel: Barmherzigkeit – Armenfürsorge – Gesundheitswesen) wider.
Im Mittelpunkt steht das Leben der Menschen
Im Mittelpunkt stehen vor allem der Alltag und das Leben der Menschen. Besonders gut belegt ist die Geschichte des Klosters in der Zeit von 1500 bis 1650. Dies ist die Ära, in der die Äbtissin Ottilie von Fürstenberg das Prämonstratenserinnen-Kloster 36 Jahre lang führte und prägte. „Tagebuchähnlich dokumentierte sie das Geschehen und die Aufgaben, die wir jetzt in Form eines großen Jahreskreises visualisiert haben“, erläutert Schwester Maria Gabriela Franke. Darin seien die Armenspeisungen, die Verkäufe der Klostererträge aus Brauerei und Landwirtschaft in Soest oder das Geschehen an den Festtagen sorgfältig aufgeführt.
Mit den Prämonstratenserinnen lebten im 16. und 17. Jahrhundert Laienschwestern und die Gebetsbruderschaft St. Johannes Evangelist hinter den Klostermauern. Sie teilten sich die Aufgaben auf, zu denen auch der Betrieb eines kleinen Hospitals und die Betreuung von Reisenden gehörten. „Denn in der Umgebung von Oelinghausen kreuzten sich mehrere Königsstraßen. Das waren die damaligen Bundesstraßen“, erklärt Alfred Hilbig.
Eucharistische Segenstradition rettete das Kloster
Der Bruder der Äbtissin Ottilie, Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg, gründete eine Stiftung, um Oelinghausen materiell zu versorgen und die sonntägliche Spendung des Eucharistischen Segens zu gewährleisten. „Allein diesem Stiftungszweck ist es zu verdanken, dass die Kirche nach der Säkularisierung und Aufhebung des Klosters 1804 weiterhin für Gottesdienste genutzt wurde. Sonst wäre Oelinghausen wohl ein Steinbruch geworden wie viele andere Klöster auch“, vermutet Alfred Hilbig.
So aber blieb das Kloster erhalten, in das vor 60 Jahren auch wieder Ordensleute einzogen. „Der Schwiegervater der Schirmherrin für die Ausstellung, Petra Krengel, hatte einen Marianhiller Missionar kennengelernt und den Anstoß dafür gegeben, dass diese Gemeinschaft einen neuen Konvent in Oelinghausen gründet.“ Nachdem die vor 25 Jahren den Standort Oelinghausen wieder aufgab, wurden die mittlerweile im Sauerland heimisch gewordenen Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel angesprochen. Die suchten damals zugleich nach einem Standort für eine Ergotherapeutische Praxis.
Rückbesinnung auf die geschichtlichen Wurzeln
Durch das ergo- und psychotherapeutische Angebot, die Wallfahrten und die Orgelkonzerte kommen bis heute sehr unterschiedliche Gruppen in das Kloster. „Seit 2013 sind wir nicht mehr Pfarrkirche. Das bringt uns dazu, sich wieder auf die Wurzeln zu besinnen und den heutigen Auftrag neu zu definieren“, sagt Schwester Maria Gabriela Franke. Vor diesem Hintergrund sei die Idee der Ausstellung entstanden, die den Freundeskreis, die jetzt zuständige Pfarrgemeinde St. Petri und den Schwesternkonvent erstmals zu einem engen Austausch bringt. „Der ist sehr gewinnbringend, und den wollen wir fortführen“, meint Alfred Hilbig.
Die Ausstellung wird an diesem Sonntag, 20. August, nach dem Gottesdienst um 12.30 Uhr eröffnet. Von da an ist sie bis zum 3. Oktober jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Interessierte Gruppen werden gebeten, sich anzumelden und erhalten gegen eine Gebühr beine Führung.
Der Eintritt ist frei, „auch weil uns großzügige Sponsoren, die ungenannt bleiben wollen, unterstützen“, betont Alfred Hilbig. Jedoch bitten Pfarrgemeinde, Freundeskreis und Schwesternkonvent um eine Spende, mit der jeweils eins ihrer Projekte unterstützt werden: Die Restaurierung einiger alter Holzfiguren, die Ernährung von Kleinkindern und die Alphabetisierung von Frauen am Einsatzort der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Mosambik und die Linderung der Not vor Ort in Form von Winterkleidung, Lebensmitteleinkäufen und Fahrkosten-Übernahmen für Bedürftige durch die Caritas-Konferenzen der Gemeinde St. Petri. „Denn auch hier gibt es noch viel versteckte Armut. Und damit übernehmen die Caritas-Konferenzen in neuzeitlicher Form frühere Aufgaben dieses Klosters“, sagt Alfred Hilbig.
Zu der Ausstellung gibt es ein vielseitiges Begleitprogramm. Einzelheiten dazu finden Sie auf der Seite des Klosters Oelinghausen.