Jasmin Beule wurde feierlich ins Noviziat aufgenommen
In ihrer Jugend hatte Jasmin Beule in Wormbach-Arpe schon mal eine Kirche mit Bettlaken verhüllt. „Das war die erste Jugendkirche weit und breit. Ich fand es immer spannend, mit anderen Menschen über den Glauben zu sprechen, die Begeisterung dafür nach außen zu zeigen und dadurch Neugier zu wecken.“ Künftig will sie das als Ordensschwester tun. An diesem Sonntag wurde die 24-Jährige feierlich als Novizin in die Gemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel aufgenommen. Sie heißt jetzt Schwester Judith.
Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff und Noviziatsleiterin Schwester Lucia Maria Schiefner überreichten ihr in der Vesper die Heilige Schrift, das Stundenbuch und die Lebensordnung der Ordensgemeinschaft. Außerdem übergaben sie ihr das Ordenskleid.
Zuvor machte Schwester Johanna noch einmal deutlich, was die Einkleidung bedeutet: „Wenn wir das Ordenskleid tragen, wollen wir nach außen zeigen, was uns im Innersten überzeugt. “ Außerdem sei es Abbild des Taufkleides, mit dem man in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen werde.
Vor den rund 200 Mitschwestern, Familienangehörigen und Freunden der Novizin erinnerte sich Schwester Johanna, wie ihre Oma vom Tag ihrer Erstkommunion in den Zeiten des Ersten Weltkrieges erzählte. „Sie sagte begeistert: ‚Stell Dir vor: Da bin ich ganz neu eingekleidet worden‘.“ Und der jüdische Stoffhändler habe der Familie den Stoff sogar geschenkt – im Wissen, welche Bedeutung dieses Fest für sie habe.
Ermahnung, Seele stets zu erneuern
So sei die Einkleidung bei der Aufnahme ins Noviziat zu verstehen: als Zeichen nach außen und als Ermahnung, seine Seele im Geist der Taufe immer wieder zu erneuern. Zugleich symbolisiere das Kleid die „Geradlinigkeit des Herzens“, die die Ordensgründerin Maria Magdalena Postel von ihren Mitschwestern eingefordert habe. Dazu gehörten Gottvertrauen, Barmherzigkeit, Gehorsam, evangelische Armut und Einfachheit, wie sie die Lebensordnung der Gemeinschaft vorgebe. Auch das symbolisiere das Kleid.
Jasmin Beule nahm es dankbar entgegen, verließ daraufhin mit Schwester Lucia Maria die Kirche und strahlte, als sie an ihrer Seite eingekleidet zurückkam und vor den Altar trat. Dort verkündete Schwester Johanna ihren Ordensnamen, der auch zu den Wunschnamen von Jasmin Beule gehörte: Judith. „Dies ist der Name einer starken Frau“, so Schwester Johanna. Denn Judith rettete ihr jüdisches Volk einst vor dem Angriff der Assyrer.
Engagiert in der Jugendarbeit
So wird aus Jasmin Beule Schwester Judith. Die 24-Jährige wurde in Meschede geboren und wuchs in Schmallenberg auf. Sie war Ministrantin, engagierte sich im Jugendliturgiekreis und in der Firmkatechese, war aktiv in der katholischen Jugendarbeit auch über die Grenzen ihrer Pfarrgemeinde hinaus.
Nach ihrer Fachoberschulreife suchte sie nach einer christlichen Schule im Umfeld, um die Kinderpflege- und Erzieherinnen Ausbildung zu machen. Sie fand das Berufskolleg Bergkloster Bestwig: „Das bot mir vor einigen Jahren auch noch die Möglichkeit, im benachbarten Julie-Postel-Haus zu wohnen. Denn aus Schmallenberg hätte ich nicht jeden Tag hierher pendeln können.“
Interessehalber besuchte Jasmin Beule regelmäßig die abendliche Eucharistiefeier der Schwestern in der Dreifaltigkeitskirche. „Da hatte ich mich zunächst hinter einer groß gewachsenen Schwester versteckt. Die Schwestern schienen zu merken, dass ich den Kontakt noch nicht suchte. Die haben mich nicht bedrängt. Das fand ich gut.“
Allmählich gewachsen
So wuchs die Beziehung zu der Ordensgemeinschaft allmählich. Nicht, dass sie sich zwischendurch auch bei anderen Gemeinschaften umgesehen hätte. „Da gab es ein weiteres Kloster, bei dem ich eine Ordensfrau näher kennenlernte. Aber ich merkte, dass meine Basis dort nur aus dieser Freundschaft bestand. Das schien mir zu wenig“, erkannte Jasmin Beule.
Ihr imponierte vor allem das Charisma und die Lebensgeschichte der heiligen Maria Magdalena Postel. „Sie hat immer die Nöte der Zeit gesehen und danach kompromisslos gehandelt. Darin sah ich einen Anreiz, ein Vorbild für mich“, so die jetzige Schwester Judith.
Nach dem Abschluss als examinierte Kinderpflegerin begann sie ihre Ausbildung zur Erzieherin. Mittlerweile intensivierten sich die Kontakte zu der Ordensgemeinschaft: „Bis ich begann, mit der Noviziatsleiterin über die Möglichkeiten meines Eintritts zu sprechen.“ 2012 wurde sie als Kandidatin aufgenommen. Gleichzeitig stand für die damals 20-Jährige aber fest, dass sie erst ihre Erzieherinnen-Ausbildung abschließen wollte.
Montessori-Diplom
„Die ging 2014 in der Montekita direkt neben dem Bergkloster zu Ende. Und das Gespräch mit der Provinzleitung stand gerade an, als mir der Kindergarten überraschend eine Vollzeitstelle anbot“, blickt die Novizin zurück. Also habe ich noch ein zwei Jahr als Erzieherin gearbeitet und währenddessen mein Montessori-Diplom gemacht.“ In dieser Zeit teilte sich die Schmallenbergerin mit ihrer Schwester eine Wohnung in Bestwig.
„Mein Vater hatte mich schon vor Jahren damit aufgezogen, dass ich ins Kloster gehe“, erinnert sich Schwester Judith. Sie habe dann geantwortet: „Nein, ins Kloster gehe ich nicht.“ Das tat sie aber eher, um sich in ihrer Entscheidung nicht beeinflussen zu lassen. Denn den Gedanken wollte sie nie verwerfen. Ihre Entscheidung stieß in ihrer Familie anfangs nicht nur auf Begeisterung, gibt sie zu. Auch für sie sei es ein Prozess, ihren Weg mitzutragen.
Zwischen den Menschen
Ihren Platz sieht die Novizin auch nach ihrem Ordenseintritt mitten zwischen den Menschen, mitten in der Gesellschaft: „Ich finde es gut, die Ausbildung hier im Kloster zu machen, wo viele Schwestern sind. Aber danach würde ich lieber in einem kleinen Konvent innerhalb einer Pfarrgemeinde leben und arbeiten. Dafür sehe ich gute Chancen.“
Anfang des Jahres sei beispielsweise erst ein kleiner Konvent in Jena gegründet worden. Dort sind zwei Schwestern in der Gemeinde- und Sozialarbeit tätig. „Dieses Modell gefällt mir. Und ich denke, dass das zum Charisma der Ordensgründerin passt“, sagt Schwester Judith. So habe auch die Kirche vor zwei Jahrtausenden begonnen: durch Aussendung und die Gründung kleiner Kommunitäten.
Zugleich ist sie zuversichtlich, dass nach ihr weitere Frauen in die Gemeinschaft eintreten: „Die Tatsache, dass es in letzter Zeit immer wieder junge Frauen gibt, die unser Kloster auf Zeit ausprobieren, zeigt, dass Menschen auf der Suche sind. Vielleicht finden sie ja in dieser Gemeinschaft ihren Platz – so wie ich.“