Projekt „Alive“ an den Katholischen Kliniken Lahn soll die Angestellten entlasten
Während der Arbeitszeit den Wocheneinkauf erledigen? Mal eben ein Auto leihen? Hilfe bei der Wohnungssuche? Seit einem Monat bieten sie Katholischen Kliniken Lahn ihren 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Unterstützung im Alltag an. „Wir wollen Ihnen etwas Gutes tun. Und die Hufeland-Klinik und das Marienkrankenhaus damit etwas einmaliger machen“, sagt Michael Kalkofen. Der 25-jährige Student leitet seit Mitte Februar das neue Mitarbeitersekretariat.
„Es ist schwierig genug, Pflegekräfte und Ärzte zu finden. Und genauso eine Herausforderung, sie langfristig zu binden“, erklärt Bernd H. Mühlbauer. Der Professor für Management im Gesundheitswesen im Fachbereich Wirtschaft an der Westfälischen Hochschule hat das Modellprojekt „Alive“ entwickelt und wird es in Zusammenarbeit mit der Universität München evaluieren. „Dabei wollen wir nicht in der Arbeitswelt der Mitarbeiter ansetzen. Denn daran lässt sich in diesen Berufen nur wenig verändern und optimieren. Vielmehr setzen wir in der Lebenswelt an. Denn da können wir Verbesserungen und Erleichterungen schaffen. Das macht dieses Projekt unverwechselbar.“ Auch Geschäftsführerin Schwester Johanna Guthoff, die den Kontakt zu Professor Mühlbauer gesucht hat, ist überzeugt: „Das ist ein Mehrwert, von dem alle profitieren werden.“
Um die Aufgaben des Mitarbeitersekretariates zu definieren, sind die Pflege- Hauswirtschafts- und Reinigungskräfte, die Ärzte und die Verwaltung der beiden Krankenhäuser befragt worden. Erste Ideen werden jetzt umgesetzt. Zum Beispiel der Einkaufsservice. „Dabei kooperieren wir mit dem REWE-Markt in Nassau. Wir haben einen Einkaufszettel entwickelt, auf dem die Mitarbeiter ihre Wünsche ankreuzen können. Ich versuche das dann zu besorgen. Und nach Feierabend können sie den Karton mit den Waren bei mir abholen“, erklärt Michael Kalkofen. Lediglich Tiefkühlkost sei von diesem Service ausgenommen.
Obendrein gibt es noch eine Gewinnchance: Unter allen, die den Einkaufsservice mindestens viermal monatlich nutzen, werden ein Einkaufsgutschein im Wert von 100 Euro, einer über 50 Euro und zehn über zehn Euro verlost.
Auch ein Bügelservice und das Car-Sharing-Angebot sollen bald starten. „Die beiden Leasing-Fahrzeuge, die wir Mitarbeitern zu Verfügung stellen wollen, wenn sie dienstlich oder privat Bedarf haben, sind inzwischen eingetroffen“, freut sich Michael Kalkofen. So gewinnt das Mitarbeitersekretariat im wahrsten Sinne an Fahrt.
Um sich bekannt zu machen, ist der Student in beiden Häusern viel unterwegs. „Zwischen Tür und Angel ergeben sich die besten Gespräche“, berichtet er. Dabei freut er sich über die Offenheit, mit dem man ihm überall begegnet. Und auch neue Ideen sind auf diese Weise schon an ihn herangetragen worden: Könnte das Mitarbeitersekretariat neuen Kollegen zum Beispiel helfen, für die Lebenspartnerin oder den Lebenspartner in der Region eine Stelle zu finden? „Natürlich kann ich“, sagt Michael Kalkofen. „Ich würde dann den Stellenmarkt durchsuchen und Arbeitgeber direkt ansprechen.“ Auch die Hilfe bei der Wohnungssuche könnte ein guter Dienst für neue Mitarbeiter sein, die für die berufliche Aufgabe an einem der beiden Krankenhäuser ihren Lebensmittelpunkt verlegen.
So lernt der 25-Jährige viel über die Lebensrealität und Arbeitswelt in der Gesundheitsbranche. Der Student, der mit seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Westfälischen Hochschule schon auf der Zielgeraden ist, spezialisiert sich auf das Management im Gesundheitswesen. „Da hilft es mir, im Rahmen dieses halbjährlichen Praktikums den Alltag in zwei Krankenhäusern kennenzulernen. Hier habe ich genauso mit Reinigungskräften wie mit Chefärzten zu tun. Das ist eine spannende Aufgabe.“ Und alle sollen gleichermaßen von diesem Mitarbeitersekretariat profitieren.
Zunächst läuft das Projekt für ein halbes Jahr. „Und wenn es sich bewährt, machen wir weiter“, verspricht Geschäftsführerin Schwester Johanna Guthoff.