Spannung bei der Preisverleihung des Foto- und Textwettbewerbes in Geseke
„‚Probieren Sie mal Schwester, ich habe gerade frische Brombeeren gepflückt.‘ Die alte Dame putzte sich mit einem verschnieften Stofftaschentuch ihre verschwitzte Stirn ab und reichte mir mit derselben Hand eine dicke Brombeere.“ Humorvoll schildert Ulrike Annas von den Ambulanten Diensten in Nassau ihre Begegnung mit einer Patienten. Bei dem ausgeschriebenen Textwettbewerb innerhalb der Seniorenhilfe SMMP erhielt sie dafür gestern den ersten Preis.
Die Gewinnerin erhält eine Wochenendreise nach Weimar für zwei Personen einschließlich eines Theaterbesuches. Und mit Ulrike Annas durfte sich am Donnerstagnachmittag in der Aula des Fachseminars für Altenpflege und des Bildungswerkes SMMP in Geseke auch Maria Sprung aus dem St. FranziskusHaus in Oelde über einen ersten Preis freuen: Sie hat den parallel laufenden Fotowettbewerb gewonnen und erhält dafür eine hochwertige Digitalkamera-Ausrüstung.
Über 70 Einsendungen
„Als Jury haben uns aus Ihren Einrichtungen und Diensten eine Menge lebendiger, manchmal humorvoller und manchmal ernsthafter, aber auf jeden Fall beeindruckender Geschichten und Bilder erreicht. Das zeigt, wie spannend auch scheinbar alltägliche Erlebnisse sein können und wie facettenreich Ihre Arbeit ist“, bedankte sich die Geschäftsfeldleiterin der Seniorenhilfe SMMP, Andrea Starkgraff, bei den über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beider Wettbewerbe.
Viele der Texte und Fotos waren im Rahmen des Programms „Rückenwind – Für die Beschäftigten der Sozialwirtschaft“ entstanden, das durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Durch dieses Programm haben die zehn stationären Einrichtungen und ambulanten Dienste unter dem Dach der Seniorenhilfe SMMP sogenannte Mitarbeiter-Personalreports erstellt: 30 bis 52seitige Hefte, in der die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein realistisches Bild ihrer Arbeit zeichnen.
Ideen für die Personalentwicklung
Geschäftsführer Ludger Dabrock lobte: „Für die wichtige Frage, wie wir Personalentwicklung betreiben und Sie bei Ihrer alltäglichen Arbeit unterstützen können, zeigen diese Reports eine Menge Handlungsmöglichkeiten auf.“ Die Broschüren belegten einerseits, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Menschen mit dem Herzen zuwenden, und andererseits, wie sehr sie sich auch mit ihrer Einrichtung und ihrem Arbeitgeber identifizieren. „Ihr Engagement ist nicht selbstverständlich. Gerade auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft leisten Sie hier Entscheidendes.“
Und um zu sehen, dass sich die Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel als Träger dieser Einrichtungen auch langfristig zu der Seniorenhilfe bekennt, brauche man nur nach draußen zu sehen: „Da stehen gerade vier Kräne, die den Neubau des Hauses Maria weiterbringen. Ähnliche Überlegungen gibt es auch für unsere Standorte in Herten-Westerholt und Diestedde. Solche Neubauten sind für die nächsten Jahrzehnte gedacht.“
Die Geschichten und Motive aus den Wettbewerben stärkten die Zuversicht, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Entwicklungen mit voranbringen werden. „Andrea Starkgraff ergänzte: „Gerade auch, was unsere Darstellung eines Bildes Ihrer Arbeitswelt in der Öffentlichkeit angeht, haben wir in dieser Phase ganz neue Talente entdeckt.
Hamburger brachte den Hauptgewinn
Dann folgte die Preisverleihung: Den ersten Platz im Fotowettbewerb errang Maria Sprung aus dem St. Franzikus-Haus in Oelde für den beherzten Biss einer Mieterin in einen Hamburger bei einem Ausflug zu Mc Donalds. Hausmanagerin Annette Longinus-Nordhorn wusste: „Das war der erste Burger ihres Lebens“ – und schon ein Hauptpreis.
Den zweiten Platz erlangte Jochen Teroerde aus dem Haus St. Josef in Heiden mit einem einfühlsamen Portrait einer Bewohnerin. Den dritten Platz belegt Maria Oreskou mit der Dokumentation einer Betreuungssituation im Haus St. Martin in Herten-Westerholt.
Im Textwettbewerb gewann Ulrike Annas mit ihrer „Brombeerzeit“. Ihr folgt mit Martina Zimmermann eine weitere Mitarbeiterin der Ambulanten Dienste am Marienkrankenhaus in Nassau. In „Frisch gemüffelt“ beschreibt sie den Besuch bei einer dementen Dame, die auch beim Duschen immer wieder nach kleinen „Müffelchen“ ruft, weil sie Hunger hat.
Aus der Perspektive eines Hundes
Den dritten Platz teilen sich Joachim Boeing aus Heiden und Cornelia Löscher aus dem Reginenhaus in Hamm-Rhynern. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin gibt den Dialog mit einem Kind wieder, das fragt, ob Opa jetzt wieder im Kindergarten ist. Auf diese Weise wird einfühlsam erklärt, was Demenz bedeutet und wie man mit ihr umgeht. Joachim Boeing wählte die Perspektive eines Hundes, um die Erlebnisse im Wohnbereich 3 des Hauses St. Josef in Heiden zu schildern.
Die Jury setzte sich aus Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier, dem Geschäftsführer der Konkret Consult Ruhr, Roland Weigel, Andrea Starkgraff, sowie Andreas Beer und Ulrich Bock aus dem Servicebereich Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Roland Weigel, der das Programm Rückenwind mit der KCR begleitet, lobte die Wettbewerbsbeiträge: „Machen Sie weiter so. Mit diesen Texten und Bildern können wir noch viel und viele erreichen.“