Die Seniorenhilfe-Einrichtungen stellen Geschichten aus dem Alltag vor
508 Seiten Lesestoff aus ihren Einrichtungen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Seniorenhilfe SMMP während des vergangenen Jahres zusammengetragen. Bei der Zwischentransfertagung am Mittwoch im Wissenschaftspark Gelsenkirchen wurden die zehn im Rahmen des Programms „Rückenwind“ erstellten Mitarbeiterinformationsbroschüren offiziell vorgestellt.
„Sie können stolz auf sich sein. Ich staune, wie viele tolle Geschichten dieser Prozess hervorgebracht hat. Geschichten, die ein realistisches und positives Bild der Arbeit in unseren Einrichtungen zeigen“, attestierte Geschäftsfelsleiterin Andrea Starkgraff vor den rund 120 Gästen der Tagung. Neben den SMMP-Einrichtungen stellten auch die Einrichtungen der Franziska-Schervier-Altenhilfe (FSA) die Ergebnisse ihrer Rückenwind-Prozesse vor. Beide Träger wurden auf diesem Weg von der Agenutur Konkret Consult Ruhr (KCR) betreut, die auch die Tagung ausrichtete. Das Programm „Rückenwind – für die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“ soll die Personalentwicklung in der gemeinnützigen Sozialwirtschaft fördern wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie den Europäischen Sozialfonds mitfinanziert.
Die beiden Unternehmen haben dafür ganz unterschiedliche Ansätze gewählt: Richteten die FSA-Einrichtungen den Blick vor allem nach innen, um Talente zu fördern, Führungskräfte zu coachen oder eigene Mitarbeiter zu befragen, wendet sich die Seniorenhilfe SMMP mit der Entwicklung der Mitarbeiterinformationsbroschüren auch nach außen. „Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich ein Programm wie ‚Rückenwind‘ interpretieren und ausgestalten lässt, obwohl beide Träger von ihrer Struktur vergleichbar sind und ähnliche Ziele haben“, sagt beispielsweise Agnes Junker, Leiterin des Reginenhauses in Hamm-Rhynern.
Beispiele für gute Geschichten
Das Reginenhaus gehört erst seit 2010 zur Seniorenhilfe SMMP – und dennoch waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch hier mit großem Eifer dabei: Regina Behr, die Assistentin der Heimleitung, trug ihren Artikel über die Tagespflege vor, wo die Gäste bei Auslastung der eigenen Kapazitäten nicht abgewiesen, sondern in anderen SMMP-Einrichtungen untergebracht werden: „Das Ganze hat einen Super-Nebeneffekt. Ich hatte die Möglichkeit, die anderen Einrichtungen und Mitarbeiter kennenzulernen und sah, wie sie arbeiten. Fand ich klasse, denn ich gucke gern mal über den Tellerrand.“
Pflegehelferin Kristine Funke-Stiemert schrieb für die Broschüre des Hauses St. Josef in Heiden einen Brief, in dem sie sich über fehlende Raucherentwöhnungs- oder zeitlich ungünstig liegende Rückenkurse beklagt – dann aber gleichzeitig auch feststellt, welche Wertschätzung sie mit ihrer Arbeit im Team erfährt: „Es sind die vielen kleinen gestern der Leitung, die wir als sehr positiv und wohltuend empfinden.“ – und die weder eine MDK-Prüfung noch ein externes Gutachten zur Kenntnis nimmt.
In den Heften werden unterhaltsame wie ernste Themen der alltäglichen Arbeit aufgegriffen. Altenpflegerin Gabi Händelmann aus dem Haus Maria in Geseke berichtet beispielsweise über ihre Erfahrungen in der Sterbebegleitung. Eine Bewohnerin, die so sehr die Sonne und ihre Wärme liebte, hatte sie kurz vor ihrem Tod noch einmal in einen Sessel vor ihr Fenster gesetzt: „Die Sonne schien ihr ins Gesicht, so dass sie die Wärme spüren konnte. Sie hat leise gelächelt und immer wieder geseufzt. Das hat mich total berührt und auch glücklich gemacht.“
KCR-Geschäftsführer Roland Weigel betonte, das es genau darauf ankäme: „Die Qualität der Berufe in der Pflege deutlich zu machen. Denn das öffentliche Ansehen der Seniorenheime steht im Widerspruch zu der Wertschätzung der harten Arbeit in den Pflegeberufen.“ Dabei basiere diese Wertschätzung aber oft mehr auf Mitgefühl als auf der Tatsache, dass sie für jeden Einzelnen sehr gewinnbringend sein kann: „Und das wollen wir mit diesen Broschüren dokumentieren.“
Fast 73 Prozent der Beschäftigten fühlen sich der Einrichtung sehr verbunden
72,7 Prozent der 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Seniorenhilfe SMMP gaben bei der Befragung Ende 2010/Anfang 2011 an, dass sie sich mit ihrer Einrichtung identifizieren. „Das ist ein hoher Wert und ein Pfund, auf das Sie bauen können“, so Roland Weigel. Zudem müsse es gelingen, die Stärken dieses Berufsbildes deutlich zu machen: „Wo haben wir heute noch einen Wirtschaftszweig mit derartigen Zukunftsaussichten?“
Um die vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu binden, geht es im Programm Rückenwind darum, Schlüsselkräfte zu identifizieren, persönliche Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen und an der sogenannten Work-Life-Balance zu arbeiten, um Familie und Beruf während des laufenden Schichtbetriebes in Einklang zu bringen. „In Gesprächen mit ausscheidenenden und neuen Mitarbeitern ist uns deutlich geworden, dass diese Faktoren neben der Bezahlung eine wesentliche Rolle spielen“, weiß Andrea Starkgraff.
Jetzt wollen die Beschäftigten aus der Seniorenhilfe vor allem zu Markenbotschaftern werden, um die Stärken ihrer Häuser sowohl nach innen als auch nach außen zu tragen. Die Broschüren sind dafür ein wichtiger Beitrag. „Wir werden unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei einer gemeinsamen Feier am 25. September jeweils ein Exemplar übereichen. Da wollen wir uns bei ihnen für die Mitarbeit an dem Heft, aber auch für die tatkräftige Unterstützung während unserer Jubiläumswoche zum 100-jährigen Bestehen des Hauses bedanken“, sagt Agnes Junker. Und sie ergänzt: „An dem Produkt zu arbeiten ist das eine. Es am Ende in der Hand zu haben, das andere. Das werden alle als große Wertschätzung ihrer Arbeit empfinden.“