Fachseminar und Haus Maria in Geseke feiern ihr 40-jähriges Bestehen
Das Leitbild der Ordensgründerin sieht der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Karl-Josef Laumann, als gute Basis für die Zukunft des Hauses Maria und des Fachseminars für Altenpflege in Geseke: „Die Jugend bilden, die Armen unterstützen und nach Kräften Not lindern – an diesem Standort mit der kompletten Versorgungskette haben Sie alles zusammen. Das hat sie über 40 Jahre getragen. Und das macht sie stark für die Zukunft“.
Mit einem festlichen Gottesdienst und der anschließenden Feier in der Aula der Edith-Stein-Ganztagshauptschule in Geseke feierten das Haus Maria und das Fachseminar für Altenpflege am Freitag ihr 40-jähriges Bestehen.
Geschäftsfeldleiterin Andrea Starkgraff, Fachseminar-Leiterin Claudia Holweg und Heimleiterin Astrid Marx-Vehling führten die knapp 200 Gäste durch einen abwechslungsreichen Vormittag, bei dem die Redner ihren Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft richteten: Sie zeigten sich einig, dass der Pflegeberuf wieder attraktiver werden muss. Denn die Zahl pflegebedürftiger Menschen wird bis 2030 weiter steigen.
Mädchenschule machte den Anfang
Die wechselvolle Geschichte der Ordensgemeinschaft mit ihren vielen Tätigkeitsfeldern und die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen spiegeln sich am Standort Geseke wider: Hier eröffneten die Schwestern 1920 zunächst eine Höhere Mädchenschule und im Folgejahr eine Haushaltungsschule. „Da der Platz bald nicht mehr reichte, bot die Stadt Geseke das Gelände des heutigen Hauses Maria an der Haholdstraße an“, blickte Generaloberin Schwester Aloisia Höing zurück.
Im Krieg wurden die Schulen geschlossen. Und bedingt durch die deutsch-deutsche Teilung zogen in den Folgejahren das Noviziat und das Generalat der Schwestern hierher. Erst mit dem Umzug in das neu gebaute Bergkloster Bestwig 1968 konnte mit dem Umbau des Hauses Maria zum Seniorenheim begonnen werden: „Aber auch aus der Lehrtätigkeit haben wir uns in Geseke nicht verabschiedet. Vor 40 Jahren begannen die ersten acht Schülerinnen und Schüler im Fachseminar für Altenpflege mit ihrer Ausbildung“, hielt Schwester Aloisia fest.
Erfolg führte zur Zweizügigkeit
„1972 gab es überhaupt erst seit drei Jahren eine eigene Ausbildung für die Altenpflege“, blickte der Geschäftsführer der Einrichtungen und Dienste der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, Ludger Dabrock, zurück. Zu der anfangs einjährigen Ausbildung kam in den 70er Jahren das Anerkennungsjahr und in den 80er Jahren das dritte Ausbildungsjahr dazu. „Das Fachseminar musste auf die Veränderungen reagieren und wurde sogar zweizügig. Darauf dürfen Sie stolz sein“, so der Geschäftsführer.
Nach wie vor sei der Ordensgemeinschaft diese Ausbildung wichtig: „Bei den Kosten haben wir einen hohen Trägeranteil. Aber dadurch, dass wir das Bildungswerk SMMP gegründet und das Angebot in Geseke um die Fort- und Weiterbildung erweitert haben, ist es uns gelungen, diesen Eigenanteil etwas zu kompensieren.“
Generalistische Ausbildung machbar
Als sehr positiv bewertete Ludger Dabrock das Projekt der generalistischen Ausbildung für alle Pflegeberufe – die Kinderkrankenpflege, die Altenpflege und die Gesundheitspflege. An diesem erfolgreichen Versuch hatte das Fachseminar von 2004 bis 2007 teilgenommen. „Das hat uns einen neuen Blick auf die Ausbildung und die Gemeinsamkeiten dieser Berufe gegeben“, so Ludger Dabrock. Die übergreifende Pflegeausbildung mit der anschließenden Spezialisierung sei gangbar und vielleicht sogar notwendig.
Karl-Josef Laumann stimmte dieser Forderung in seinem Festvortrag zu: „Zurzeit kann zwar jeder Krankenpfleger in einem Altenheim, aber keine Altenpflegerin in einem Krankenhaus arbeiten. Das halte ich für überholt.“ Und während allein in Nordrhein-Westfalen jährlich 2.500 Fachkräfte zu wenig in der Krankenpflege ausgebildet werden, so seien es in der Gesundheitshilfe 700 bis 800 zuviel: „Der Bedarf in den Krankenhäusern nimmt ab. Die Pflegebedürftigkeit alter Menschen werde aber noch bis 2030 jedes Jahr um sieben bis acht Prozent steigen. Gleichzeitig steigt für zwei Rentner nur noch ein Arbeitnehmer ins Berufsleben ein: Es wird Zeit, dieses demografische Problem zu lösen.“
Schulden belasten auch die Pflege
Neben der Schaffung einer generalistischen Pflegeausbildung nannte Laumann dafür vier weitere Punkte: Erstens dürften Bund und Länder keine weiteren Schulden anhäufen, damit zusätzliche Belastungen jeglicher Art in Zukunft noch finanzierbar seien. Dieses Statement war als Wink an die neue Landesregierung zu sehen. Von 2005 bis 2010 war der CDU-Politiker selbst noch Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales gewesen.
Zweitens müsse man Strukturen stärken, die die Pflege alter Menschen möglichst lange in ihrem häuslichen Umfeld möglich machten: Die Familien und das ehrenamtliche Engagement. Drittens brauche man gute Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte, um Interessierte für die Ausbildung zu diesem Beruf zu begeistern: „Die Auslagerung dieses Personals in Zeitarbeitsfirmen ist da sicher sehr schädlich.“ Christliche Häuser hielten Gott sei Dank noch an einer tariflichen Bezahlung fest.
Richtige Einstellung erforderlich
Und viertens müsse es gelingen, auch ältere Arbeitnehmer aus anderen Berufen für eine Umschulung zu motivieren: „Denn wir werden die Auszubildenden, die wir benötigen, nicht aus den geburtenschwachen Jahrgängen `herausquetschen` können. Die richtige Einstellung muss vorhanden sein. Die aber hat nicht jeder.“ Auf ausländische Kräfte zurückzugreifen, sei ebenfalls problematisch: Nicht nur, weil es da Verständigungsprobleme gebe, „sondern auch, weil die demografische Entwicklung in Gesamteuropa ähnlich ist.“
„In der Zukunft wird der Trend verstärkt zu Hausgemeinschaften und Wohngruppen gehen“, betonte Ludger Dabrock. Beziehungen stünden da noch mehr im Vordergrund und umso wichtiger sei es, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit nicht nur als Pflege, sondern als Dienst am Menschen verstehen: „Diesen Anspruch setzen wir im Fachseminar um.“ Und in dieser Absicht erfolge auch der Umbau des Hauses Maria.
Dank geht an alle Mitarbeiter
Stellvertretend bat Ludger Dabrock die Leiterinnen und Leiter des Hauses Maria, der Tagespflege Haus Elisabeth, des Ambulanten Dienstes, des Fachseminars und des Bildungswerkes zu sich: „Ohne Sie würde es diese Einrichtungen nicht geben. Und ohne zu wissen, dass wir uns auf Sie stützen können, würden wir das Vorhaben des Neubaus nicht wagen.“
Schwester Aloisia Höing bestätigte das: „Über die Fachkompetenz hinaus wissen wir Schwestern uns hier in Geseke menschlich und christlich durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut vertreten. Ihr hohes und liebevolles Engagement hält den Geist der Gründerin wach, die den Menschen stets in seiner Ganzheit wahrnahm.“