Ordensleitung, Geschäftsführung und rund 120 Kolleginnen und Kollegen verabschiedeten am Mittwoch Schwester Placida Fennenkötter, die 12 Jahre lang als Pflegedirektorin die Katholischen Kliniken Lahn wesentlich geprägt hat.
54 Jahre war sie in der Pflege tätig, davon zehn Jahre als Pflegedirektorin an der Klinik für Orthopädie in Viersen-Süchteln und zuletzt zwölf Jahre als Pflegedirektorin der Katholischen Kliniken Lahn. Sie erklärt: „Ich habe diese Aufgabe gern gemacht. Aber irgendwann ist es auch an der Zeit, sie in jüngere Hände zu übergeben.“ Ab sofort übernimmt ihr jahrelanger Stellvertreter Hans-Jürgen Herbener kommissarisch die Aufgabe des Pflegedirektors. „Ich habe keine Bedenken, dass die Aufgabe in meinem Sinne und auch im Sinne der Ordensgemeinschaft fortgeführt wird“, sagt Schwester Placida.
In „ihrem Sinne“ bedeutet: christlich, werteorientiert, gemeinschaftlich. „In den letzten Tagen habe ich noch einmal darüber nachgedacht, was das konkret heißt. Was ein christliches Krankenhaus eigentlich ausmacht. Und wenn ich insbesondere die Entwicklung der Hufeland-Klinik während der vergangenen zwölf Jahre zurückverfolge, dann weiß ich es“, sagt Schwester Placida.
Die Katholischen Kliniken Lahn bestehen aus der Hufeland-Klinik Bad Ems und dem Marienkrankenhaus Nassau. Während sich das Marienkrankenhaus schon immer in Trägerschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel befand, wurde das Haus in Bad Ems im Jahr 2000 vom Betrieb der Staatsbad Bad Ems GmbH übernommen.
Nur relativ kurze Zeit zuvor übernahm die Hufeland-Klinik noch die Orthopädie der damaligen Dryander-Klinik, die 1998 schloss. „Das bedeutete: Innerhalb dieses neuen Krankenhausverbundes gab es drei Gruppen von Mitarbeitern, die vorher nichts miteinander zu tun hatten – und dann noch die neuen, die dazukamen. Dazu gehörte auch ich“, erklärt Schwester Placida. Als Pflegedirektorin war sie gleich mitverantwortlich dafür, dass das Zusammenwachsen dieser heterogenen Mitarbeiterschaft gelingt.
„Anfangs gab es da schon Reibereien. Und nicht selten habe ich zwischen Mitarbeitern oder im Umgang mit Patienten Dinge erlebt, die unserem christlichen Leitbild nicht entsprachen, die ich so auch nicht kannte“, sagt die 68-Jährige. Dann sei sie eingeschritten, habe mit den Betreffenden gesprochen, um langsam das Bewusstsein für das Miteinander zu schärfen: „Die leitenden Kräfte haben wir in unser Provinzhaus, dem Bergkloster Bestwig, zu Workshops eingeladen. Es gab viele Treffen und Gespräche. Und allmählich wuchsen diese Gruppen zusammen.“
Als besonders intensive Prozesse der vergangenen zwölf Jahre sind ihr die Zertifizierungen in Erinnerung. „Die erste hatten wir 2005 am Marienkrankenhaus für die Geriatrie. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hatte das noch nicht gefordert, aber gewünscht. Also haben wir uns dieser Aufgabe gestellt“, erinnert sich die scheidende Pflegedirektorin. „Auch da gab es am Anfang viel Verunsicherung und Fragen, was das überhaupt bringt. Aber dann hat uns diese intensive Arbeit sehr zusammengeschweißt. Und allein das war es wert“, stellt Schwester Placida fest.
Dass gleich die erste Zertifizierung ohne Beanstandungen abgeschlossen werden konnte, hätten die Mitarbeiter als große Wertschätzung empfunden: „Und das brachte einen weiteren Motivationsschub mit sich.“ Mittlerweile gab es an beiden Krankenhäusern mehrere sehr erfolgreiche Zertifizierungen. Und der Effekt habe sich wiederholt. „Auch das führte dazu, dass wir uns heute vielmehr als Team verstehen und das gute Miteinander verinnerlicht haben.“
Schwester Placida wird die weitere Entwicklung künftig aus der Ferne verfolgen: „Es steht noch nicht fest, wohin mich die Zukunft führt und welche neue Aufgaben ich übernehme. Aber ich habe den Wunsch geäußert, den Konvent in Nassau zu verlassen. Es ist einfach besser, wenn mein Nachfolger hier freie Hand hat.“
Schwester Placida Fennenkötter wurde in Handorf bei Münster geboren. Während ihrer Ausbildung zur Hauswirtschafterin in Nordkirchen lernte sie den dortigen Schwesternkonvent kennen. So entstand der Kontakt zu der Orthopädischen Klinik in Viersen-Süchteln, wo es ebenfalls einen großen Schwesternkonvent gab. Dort ließ sich Schwester Placida zur Krankenschwester ausbilden. 1967 trat sie in die Gemeinschaft ein und arbeitete danach zunächst im Gertrudis-Hospital in Herten-Westerholt. 1973 kam sie wieder nach Süchteln. Berufsbegleitend qualifizierte sie sich in den Folgejahren zur Stationsleitung und zur Pflegedienstleitung weiter. 1989 übernahm sie in Süchteln die Aufgabe der Pflegedirektorin, bevor sie im Jahr 2000 nach Nassau und Bad Ems wechselte.
Dabei waren die 12 Jahre, die Schwester Placida als Pflegedirektorin in Nassau und Bad Ems wirkte, nur ein relativ kurzer Abschnitt der insgesamt 54 Jahre, die sie in der Krankenpflege gearbeitet hat, sagte Geschäftsführer Ludger Dabrock. „In diesen 54 Jahren haben Sie den Wandel des deutschen Krankenhauswesens vom Selbstkos-tendeckungsprinzip zum Unternehmen mit allen Möglichkeiten und Beschränkun-gen erlebt.“ Schwester Placida, die auch viele Jahre im Aufsichtsrat des Katholischen Klinikums Ruhrgebiet-Nord mitgewirkt habe, sei es nicht nur wichtig gewesen dass, sondern vor allem wie Patienten versorgt werden. Sie habe gezeigt, dass es in einem christlichen Krankenhaus immer um Menschen und Menschenwürde gehe. „In Ihrem Wirken wird deutlich, was es für uns bedeutet, in der Nachfolge der heiligen Maria Magdalena Postel zu leben“, so Dabrock.
Generaloberin Schwester Aloisia Höing bedauert, dass mit Schwester Placida auch ein Bild der modernen Ordensfrau aus Nassau weggehe. „Ihre unkonventionellen Ideen haben neue Wege eröffnet“, sagte sie und dankte Schwester Placida, dass sie ihre Aufgabe authentisch wahrgenommen habe.