Berufskolleg Bergkloster Bestwig führt schulmüde Jugendliche zum Abschluss
Damit die Schüler das Bruchrechnen schneller verstehen, backen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Berufsgrundschuljahr und dem Berufsorientierungsjahr am Berufskolleg Bergkloster Bestwig mit ihren Lehrern auch schon mal Torten. „Da lernen sie ganz schnell, dass ein Viertel mehr ist als ein Achtel“, lacht Ingrid Bunte. Die Schulsozialarbeiterin gehört zum Team der beiden Bildungsgänge, in denen Jugendliche ihren Hauptschulabschluss erwerben.
Derzeit besuchen 30 Jugendliche das Berufsgrundschul- und 15 das Berufsorientierungsjahr. „Diesen Menschen vielfältige Perspektiven aufzuzeigen und auch zu vermitteln gehört zu den Stärken unserer Schule“, sagt Ingrid Bunte. Die Zahlen bestätigen das. Viele Jugendliche, die während des Berufsorientierungs- und das Berufsgrundschuljahres wieder in den Unterricht kommen, machen anschließend weiter: „Einige Schülerinnen und Schüler gehen in soziale Berufe, für die unsere Schule ja eine Reihe Ausbildungsgänge bietet: vom Sozialhelfer über die Kinderpflege bis zur Berufsfachschule mit erzieherischem Schwerpunkt.“ Werkstattlehrerin Ruth Metten ahnt einen Grund für diese Wahl: „Vielleicht sind diese Förderberufe gerade deshalb interessant, weil diese Jugendlichen selbst eine erfolgreiche Förderung erfahren haben.“
Praxisanteil nimmt zwei Drittel des Unterrichts ein
Das Erfolgsrezept ist einfach: Der Praxisanteil nimmt etwa zwei Drittel des Unterrichts ein. Durch diesen hohen Anteil ist es den Schülerinnen und Schülern möglich, die Ausbildung in der Hauswirtschaft um ein Jahr zu verkürzen.
Theorie und Praxis sind eng vernetzt. So findet der Mathematik-Unterricht zum Beispiel auch in der Küche statt. „Bei einem Vergleich von frisch gekochten Speisen und vorgefertigten, sogenannten Convenience-Produkten erfahren die Schüler den Unterschied im Geschmack – und sie stellen eine Kostenberechnung auf. Oder wir lernen Englisch-Vokabeln mit Hilfe eines Raps“, nennt Ruth Metten Beispiele.
Erste Erfahrungen im Berufsalltag
Vor den Osterferien haben die jungen Erwachsenen auch Praktika in verschiedenen Betrieben absolviert, um das Berufsleben kennenzulernen. Schülerin Tabea ist davon ganz begeistert. „Ich habe in einem Hotel in Grafschaft mitgearbeitet: Betten machen, Badezimmer putzen, in der Küche helfen“, zählt die 16-Jährige auf. Sie hatte nach dem Besuch der Hauptschule aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit gebraucht und fasst nun wieder Tritt. „Eigentlich war ich immer ein schüchterner Mensch“, stellt sie fest – „aber durch das Berufspraktikum bin ich viel offener geworden.“
Auch die Lehrerinnen entdecken in der praktischen Arbeit ganz neue Qualitäten an ihren Schülern. „Das Miteinander kann man dabei viel besser verfolgen. Auffälligkeiten treten dabei schneller zu Tage und können direkt angesprochen werden“, sagt Werkstattlehrerin Gaby Hesse. Für den Fall, dass Schüler Probleme haben oder an sich arbeiten müssen, hat die Schule eigene Schulsozialarbeiter und Schulseelsorger: „Das unterscheidet uns sicher von vielen anderen Einrichtungen.“
Jugendliche und junge Erwachsene erhalten eine neue Chance
Für das kommende Schuljahr ab Sommer 2012 sind in beiden Bildungsgängen noch Plätze frei. Daher macht das Berufskolleg auf das Angebot aufmerksam und lädt vor allem Jugendliche ein, die ihre Interessen in der Praxis sehen. „Sie haben hier noch einmal eine echte Chance“, erklärt Gaby Hesse. Eingangsvoraussetzungen für das Berufsgrundschuljahr ist ein Abschluss nach Klasse Neun. Wer den nicht hat, kann ins Berufsorientierungsjahr einsteigen, das diese Voraussetzung schafft. „Und einige schaffen hier ein paar Jahre später sogar das Fach- oder Vollabitur“, fügt Ingrid Bunte hinzu.
Weitere Informationen gibt das Berufskolleg Bergkloster Bestwig unter
Tel. 02904 808-174.