Wenn man unbedingt etwas Sinnvolles schreiben will, dann kommt gar nichts dabei heraus. So sitze ich also vor einem weißen Blatt Papier.
Am Karfreitag 2012 wird Milan Sládek in unserer Klosterkirche den Kreuzweg darstellen.
Vielleicht beschreibt das auch sehr treffend den jetzigen Stand meiner Fastenzeit. Es sollte eine Zeit des bewussteren Lebens werden. Ich hatte mir vorgenommen, öfter innezuhalten, mehr in der Gegenwart zu sein, mehr Zeit zum Beten und zum Briefeschreiben zu finden. Ja, ganz einfach, dem Evangelium mehr Raum zu geben, ein wahrlich großer Plan.
Das Blatt meiner Fastenzeit ist noch unbeschrieben. Die Trauer um einen lieben Menschen hat mich durcheinander gewirbelt in den letzten Tagen, weg sind alle Pläne und das Funktionieren. Geblieben sind Fragezeichen, wenige Worte und viel Neuland – eine Menge weißer Blätter sozusagen. Ich traue mich kaum, sie mit Worten und großen Sätzen zu füllen.
Ist das vielleicht auch Fastenzeit? Umkehren zu Gott, indem ich JA zu mir und dem Leben sage? Nicht zu meinen Plänen und frommen Vorsätzen, sondern zu dem, was ich jetzt bin – oder eben auch nicht bin. Und wenn es sich nur wie „weiße Blätter“ anfühlt, dann könnte Gott doch vielleicht beginnen darauf zu schreiben? Für heute bleibe ich bei den Fragezeichen, wenn das genügt?
Sr. Ruth Stengel