Schule bemühte sich umgehend um Sicherstellung – individuelles Fehlverhalten
Aus zunächst unerklärlichen Gründen wurden am gestrigen Donnerstagmorgen in einem Waldstück bei Münster nahe der Autobahn 1 Unterlagen aus dem Placida Viel Berufskolleg und einer weiteren Schule gefunden. Dabei handelte es sich vor allem um Unterrichtsmaterialien, aber auch um zwei Prüfungslisten, Praktikumsbeurteilungen von Auszubildenden und Klausuren aus den Jahren 2006 bis 2008. „Das sind Unterlagen, die eigentlich nur in der Schule verbleiben oder mit einem Aktenvernichter unkenntlich gemacht und entsorgt werden dürfen. Es handelt sich aber ausdrücklich nicht um Zeugnisse“, sagt die Schulleiterin des Berufskollegs, Gabriele Petry.
Gemeinsam mit dem Schulträger, den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, wurden sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Dokumente sicherzustellen und den Fall zu klären. Inzwischen deutet alles auf das Fehlverhalten eines Mitarbeiters hin, der nicht mehr am Placida Viel Berufskolleg beschäftigt ist. Der Schulträger hat Anzeige erstattet und die Obere Schulaufsichtsbehörde informiert.
Die Originale der Praktikumsbeurteilungen und die Klausuren werden normalerweise an die Schüler zurückgegeben. Die Listen mit den Schulnoten hingegen gehören ins Archiv des Berufskollegs. Dort war der Verlust dieser Dokumente bekannt. Im Archiv befanden sich Kopien mit einem entsprechenden Vermerk. „Insofern war alles korrekt vervollständigt und festgehalten worden“, betont Gabriele Petry. Die Zusammenstellung dieses Fundes war jedoch umso weniger erklärlich.
Natürlich war die nicht fachgerechte Entsorgung dieser Dokumente ein Verstoß gegen den Datenschutz. „Da sind wir sehr sensibel. Deshalb haben wir uns sofort mit Nachdruck um die Klärung bemüht und Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft erstattet“, so der Geschäftsführer der SMMP-Einrichtungen und Dienste, Ludger Dabrock. Auch die Obere Schulaufsicht und die Polizei wurden umgehend von der Schule informiert.
Gabriele Petry machte sich noch am Donnerstagnachmittag mit ihrer Stellvertreterin Kerstin Kocura persönlich auf den Weg nach Münster, um den Fundort zu besichtigen und zu garantieren, dass alle Blätter eingesammelt wurden. Zusammen mit anderen Dokumenten ließen sie relativ schnell den Schluss zu, dass sie offenbar im Besitz eines nicht mehr an der Schule beschäftigten Mitarbeiters verblieben waren.
Das dürfe natürlich nicht passieren, betont Gabriele Petry. „Die Datensicherheit und der angemessene Umgang mit sensiblen Dokumenten müssen gewährleistet sein. Darauf weisen wir unsere Mitarbeiter immer wieder hin.“ Ludger Dabrock ergänzt: „Die Mitarbeiter der Privatschule unterliegen wie alle anderen an nordrhein-westfälischen Schulen tätigen Lehrkräfte den einschlägigen Bestimmungen zum Datenschutz. Das ist den Lehrkräften bekannt und wird auch in den Arbeitsverträgen geregelt.“
Zur Vernichtung sensibler Unterlagen stünden den Lehrkräften und dem Sekretariat mehrere Aktenvernichter zur Verfügung. „Damit werden nicht mehr benötigte Seiten vernichtet und ordnungsgemäß entsorgt“, sagt die Schulleiterin.
Ungeachtet dessen wird der Schulträger das Thema Datenschutz und den Umgang mit sensiblen, personenbezogenen Daten noch einmal besprechen und insbesondere darauf hinweisen, dass die gesetzlichen Bestimmungen auch über das Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis hinaus gelten.