![Sr. Barbara Hinterholz im Gespräch mit der Patientin Maria Lehmann. Die 80-Jährige ist froh, dass es an der Hufeland-Klinik nicht nur Ärzte und Pflegepersonal, sondern auch Seelsorgerinnen gibt. Foto: SMMP/Bock Sr. Barbara Hinterholz im Gespräch mit der Patientin Maria Lehmann. Die 80-Jährige ist froh, dass es an der Hufeland-Klinik nicht nur Ärzte und Pflegepersonal, sondern auch Seelsorgerinnen gibt. Foto: SMMP/Bock](https://smmp.de/wp-content/uploads/2011/08/IMGP7384-2-640x428.jpg)
Katholische Kliniken Lahn kümmern sich nicht nur um die medizinische Betreuung der Patienten
Wenn die Patienten in der Hufeland-Klinik Bad Ems nach Schwester Barbara rufen, meinen sie nicht die Krankenschwester, sondern die Seelsorgerin. Dann nimmt die Ordensfrau sobald es geht Kontakt zu ihnen auf. Wenn es dringend ist, auch sofort. „Dabei geht es nicht immer um die eigene Krankheit. Manchmal auch um einen Todesfall in der Familie oder die Angst vor der Zeit, wenn man wieder allein zuhause ist.“ Dann gilt es die Seele zu behandeln – und nicht nur den Körper.
Seit 2002 arbeitet Schwester Barbara Hinterholz an der Hufelend-Klinik Bad Ems und am Marienkrankenhaus in Nassau. Beide Häuser gehören zu den Katholischen Kliniken Lahn in Trägerschaft der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel. Die Seelsorge hat an diesen Häusern einen besonderen Stellenwert. Und in Zeiten, wo der Kostendruck größer und die Aufenthaltszeiten im Krankenhaus kürzer werden, erst recht. Sie ergänzt und unterstützt die medizinische Behandlung. „Denn hier wollen wir den Menschen ganzheitlich in den Blick nehmen“, sagt Schwester Barbara.
![Sr. Barbara Hinterholz und Margarete Triesch blättern in dem Anliegenbuch der Patienten an der Hufeland-Klinik, das im Raum der Stille ausliegt. Foto: Bock/SMMP Sr. Barbara Hinterholz und Margarete Triesch blättern in dem Anliegenbuch der Patienten an der Hufeland-Klinik, das im Raum der Stille ausliegt. Foto: Bock/SMMP](https://smmp.de/wp-content/uploads/2011/08/IMGP7343-2-320x214.jpg)
In Bad Ems teilt sie sich die Arbeit als Krankenhausseelsorgerin mit ihrer evangelischen Kollegin Margarete Triesch. Beide geben den hier behandelten Menschen wieder Kraft, mit ihrer Krankheit zurechtzukommen bzw. ins gewohnte Leben zurückzufinden. „Uns ist wichtig, dass wir hier ökumenisch arbeiten und Ansprechpartner für die beiden großen Konfessionen anbieten“, weiß Margarete Triesch. Für einen katholischen Träger sei das nicht selbstverständlich.
Vielen tut es schon gut zu wissen, dass jemand ansprechbar ist
Dabei seien die Patienten selbst gar nicht so wählerisch. „Mich erkennen natürlich alle am Ordenskleid“, sagt Schwester Barbara – „da wissen sie sofort, dass sie an der richtigen Adresse sind.“ Aber wer ihre evangelische Kollegin zuerst kennenlerne und dann ein Gespräch wünsche, wende sich gern auch wieder an sie – egal, ob man selbst katholisch oder evangelisch sei. „Nicht wenigen tut es überhaupt schon gut, wenn sie wissen, dass wir ansprechbar und im Notfall verfügbar sind“, sagt Margarete Triesch.
So empfindet es auch Maria Lehmann. Die 80-jährige Seniorin aus Bad Münstereifel leidet an Bronchial-Asthma und erhält durch einen Schlauch in ihrer Nase zusätzlich Sauerstoff. Sie grüßt Schwester Barbara schon von weitem und bestätigt: „Ich war froh zu spüren, dass hier auch Menschen sind, die sich um mein Seele kümmern.“
Ihre Krankheit ist langwierig, Besserungen durch neue Therapien stellen sich nur langsam ein: „Geht es mir schlecht, würde ich sofort nach Schwester Barbara rufen.“ Doch inzwischen fühlt sie sich wieder etwas besser: seelisch und körperlich.
In ihrer Pfarrgemeinde zu Hause erlebt und spürt Maria Lehmann weniger Seelsorge als in diesem Krankenhaus: „In unserer Kirche haben wir nur noch alle zwei Wochen heilige Messe. Es gibt keinen eigenen Pfarrer mehr.“ In der Hufeland-Klinik hingegen gestalten Schwester Barbara und Margareta Triesch jeden Donnerstag eine ökumenische Andacht. Und am Sonntag finden abwechselnd katholische und evangelische Gottesdienste statt. „Dabei stellen wir immer wieder fest, dass evangelische Christen auch gern in die katholische Messe und Katholiken in den evangelischen Gottesdienst gehen“, beobachtet Schwester Barbara.
![Mandalas sind ein guter Weg, um zu sich selbst zu finden. Auch diese Methode setzt Schwester Barbara bei Patienten ein. Foto: Bock/SMMP Mandalas sind ein guter Weg, um zu sich selbst zu finden. Auch diese Methode setzt Schwester Barbara bei Patienten ein. Foto: Bock/SMMP](https://smmp.de/wp-content/uploads/2011/08/IMGP7352-2-320x214.jpg)
Raum der Stille geschaffen
Doch sind es eben nicht nur die Gottesdienste und Andachten, mit denen die beiden Seelsorgerinnen ins Bewusstsein der Patienten geraten. In der Hufeland-Klinik nimmt Schwester Barbara durch ihre tägliche Präsenz viele Neuaufnahmen wahr. Sie ist für Patienten, Angehörige, Pflegepersonal und Ärzte leicht erreichbar.
Margarete Triesch arbeitet zu gleichen Anteilen an vier Kliniken und ist daher nicht jeden Tag vor Ort. „Aber einer von uns ist immer im Haus. Und wir tauschen uns gut miteinander aus“, erklärt die 50-Jährige.
Sie arbeitet bereits seit 20 Jahren in der Kur- und Klinikseelsorge und war schon an der Hufeland-Klinik tätig, als sie noch dem Staatsbad Bad Ems gehörte. Im Jahr 2000 wurde das Haus mit den Fachabteilungen für Lungenheilkunde, Orthopädie und Naturheilverfahren von den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel übernommen. „Vorher gab es hier noch nicht ‘mal einen Raum, den man für einen Gottesdienst hätte gestalten oder herrichten können“, erklärt Margarete Triesch. Das sei nun anders.
Direkt vor der Caféteria im Erdgeschoss wurde der Raum der Stille eingerichtet: Die Wände sind weiß, der Teppich blau, die Blumen frisch. Die Bibel liegt auf dem Ambo und der kosmische Christus strahlt im warmen Licht. In ein Buch dürfen die Patienten ihre Gefühle, Gedanken und Gebete eintragen. „Manchmal naiv und einfach, manchmal ausführlich und professionell. In jedem Fall ist die Vielfalt beeindruckend“, bilanziert Margarete Triesch.
Austausch auch mit den Mitarbeitern
In dem Raum der Stille finden auch die Andachten und Gottesdienste statt. Hier haben die Patienten jederzeit Gelegenheit innezuhalten und zu beten. „Auch mancher Mitarbeiter nimmt dieses Angebot auf dem Weg zum Mittagessen wahr“, freut sich Schwester Barbara.
Überhaupt fühlen sich die Ordensschwester und ihre evangelische Kollegin gegenüber den Angestellten des Hauses verpflichtet: „Wir wenden uns auch an sie.“ Margarete Triesch fügt hinzu: „Erst wenn ich mich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmere, komme ich mit ihnen in einen guten Austausch über den psychischen und physischen Zustand der Patienten.“ Soll die Krankenhausseelsorge funktionieren, müssen alle dafür sensibilisiert sein. „Und hier tut sie das“, betont Schwester Barbara.