Neubau für 72 Senioren eingesegnet – Gäste loben das Konzept und die Atmosphäre des Hauses
Wadersloh. „Hier ist das Leben nicht zu Ende. Hier geht es weiter. Und deshalb wollen wir, dass ältere Menschen hier noch einmal eine Heimat finden“, betonte die Generaloberin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel (SMMP), Schwester Aloisia Höing, bei der Einsegnung des neu gebauten Seniorenheims St. Josef in Wadersloh.
Unter der Anwesenheit von rund 100 Gästen und Bewohnern erhielt das Gebäude mit seinen Wohnbereichen und der Kapelle am Samstag Gottes Segen. Zugleich durfte der Geschäftsführer der Einrichtungen und Dienste SMMP, Ludger Dabrock, verkünden, dass man mit der früheren Bundesfamilienministerin und Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süßmuth eine renommierte Schirmherrin für das Seniorenheim gefunden habe. Die Politikerin, die in Wadersloh einen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte, hat zugesagt, die Einrichtung bald zu besuchen. „Dass wir Frau Süßmuth dafür gewinnen konnten, macht uns stolz – zeigt es doch, dass wir mit unserem Konzept ganz offensichtlich richtig liegen“, unterstrich Ludger Dabrock bei seiner Begrüßung.
Andrea Starkgraff, Geschäftsfeldleiterin der Seniorenhilfe SMMP, bedauerte, dass Rita Süßmuth an diesem Tag wegen der Geburtstagsfeier für ihren Mann nicht kommen konnte, trug aber das Grußwort der früheren Bundestagspräsidentin vor. Darin heißt es: „Es erfüllt mich mit Stolz, Schirmherrin Ihrer Einrichtung zu sein. Denn Sie alle setzen hier und heute ein deutliches Zeichen. St. Josef ist ein Ort, an dem Pflege keine bloße Dienstleistung ist. St. Josef ist ein Ort, an dem pflegebedürftige Senioren und Menschen mit Demenz, aber auch deren Angehörige ihre Lebensqualität bewahren können. St. Josef ist ein Ort, an dem Bewohner und Mitarbeiter in Beziehung zum Menschen und in der Beziehung zu Gott eine Heimat finden. Eine Heimat, die man liebt.“
„Heimat ist nicht an eine Immobilie gebunden, sondern an Menschen“
Begonnen hatte die Einsegnungsfeier mit einem Gottesdienst in der neuen Hauskapelle. In der Predigt betonte auch Pfarrer Ralph Forthaus von der katholischen Kirchengemeinde St. Margareta, dass es gerade einem christlichen Träger wichtig sein müsse, Menschen eine neue Heimat zu geben: „Viele sehen mit Wehmut, wie das alte Haus nebenan jetzt abgerissen wird. Doch Heimat ist mehr als eine Immobile. Wichtig ist uns das christliche Fundament. Jesus ist der Eckstein darin. Auf ihn wollen wir bauen.“ Die Hausseelsorgerin Sr. Leonie Ekkert von den Mauritzer Franziskanerinnen hatte zuvor bereits erklärt, dass jede Bewohnerin und jeder Bewohner sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lebendige Steine dieses „Bauwerkes“ sein müssen: „Nur dann kann man Gemeinschaft leben.“
Die Generaloberin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel, die zusammen mit der Kirchengemeinde St. Margareta Gesellschafter der Seniorenhilfe St. Josef gmbH sind, erinnerte an die drei Urhoffnungen des Theologen Paul Zulehners. Demnach sei es für einen Menschen wichtig, einen Namen zu haben – also einmalig zu bleiben; zu wachsen – also kreativ sein zu können; und Wurzeln zu schlagen – also eine Heimat zu finden. „Ich bin überzeugt, dass Ihnen das hier in Wadersloh gelingt“, richtete sie sich an Heimleiter Andreas Wedeking und Pflegedienstleiterin Astrid Thiele-Jerome mit ihren 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Ausgiebig habe man darüber in den verschiedenen Gremien diskutiert und nachgedacht, ob es die richtige Entscheidung sei, hier neu zu bauen: „Und wir waren uns schnell eins in der Auffassung, dass der Dienst für die älteren Menschen hier in der Region originärer Auftrag der Kirchengemeinde und unserer Ordensgemeinschaft ist.“ Den definierte sie in Anlehnung an die Sozialenzyklika „Deus caritas est“ von Papst Benedikt XVI. wie folgt: „Dass wir nicht nur die richtige Behandlung mit den entsprechenden Techniken vornehmen. Das ist Voraussetzung für gute Arbeit. Sondern dass diese Menschen Menschen brauchen, die ihnen als Menschen begegnen. Ich wünsche mir, dass für jede Seniorin, für jeden Senior hier etwas von der menschlichen Grundhaltung Jesu spürbar wird. Dass Sie sich bei allen Widrigkeiten, die der Alltag auch mit sich bringt, getragen wissen von einer Atmosphäre des ‚hier darf ich sein, so wie ich bin.'“
Dies gelte vor allem auch für altersverwirrte Menschen, die unter großen Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltages leiden: „Ihnen wird dieses Haus in besonderer Weise gerecht.“
Antwort auf wachsenden Bedarf und gestiegene Ansprüche
Daran knüpfte der Wadersloher Bürgermeister Christian Thegelkamp an, der beiden Mitgesellschaftern für das Gelingen des Bauwerks und des Umzuges gratulierte: „Der Neubau ist die Antwort auf den wachsenden Bedarf neuer Pflegeplätze, aber auch an die gestiegenen Ansprüche.“ Wobei er die gestiegenen Ansprüche auch gleich verteidigte: „Viele der Bewohnerinnen und Bewohner, die hier leben, haben Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut. Sie dürfen erwarten, dass sich die Gesellschaft angemessen um sie kümmert.“
Das Haus bietet Platz für 72 Senioren, die sich auf sechs Wohnbereiche mit jeweils zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern aufteilen. Alle haben jetzt eine eigene Nasszelle, jeder Wohnbereich sein eigenes, individuell gestaltetes und großzügig angelegtes Wohnzimmer mit einer Küchenzeile. So haben die Senioren auch Gelegenheit, eigene Beilagen zum Mittagessen zuzubereiten oder Kleinigkeiten zu kochen. Die Vorsitzende des Bewohnerbeirates, Gertrud Danilin dankte für dieses Wohnkonzept und die neuen Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben: „Mittlerweile hat auch wieder alles einen festen Platz. Es ist schön, dass der Umzug so reibungslos geklappt hat.“ Besonders freut sie sich jetzt auf den Frühling und den dann ebenfalls neu angelegten Garten: „Aber auch der Lichterhimmel über unserer Badewanne ist einfach toll. Danke!“
Zu guter Letzt schlossen sich auch die Nachbarn aus der Diestedder Straße und der Bahnhofstraße dem Reigen der Dankesworte an. „Mit Wehmut sehen wir, wie das alte Heim abgerissen wird. Viele von uns wurden dort geboren“, blickte Anwohner Rudi Sabelleck stellvertretend zurück. Aber das neue Haus überzeuge durch die Barrierefreiheit, viel Licht und freundliche Farben. Einen weiteren Farbtupfer überreichten die Nachbarn mit einem Gemälde.
„Neubau und Bezug innerhalb eines Jahres waren ein sportliches Anliegen“
Ludger Dabrock gab seiner Freude über die gelungene Umsetzung ebenfalls Ausdruck: „Im Nachhinein sind wir froh, dass wir uns für diesen Entwurf der agn Niederberhaus und Partner mit dem planenden Architekten Christian Veit entschieden haben. Das Konzept überzeugt uns. Es geht auf.“ Seinen besonderen Dank für die Einhaltung des Zeitplans und des Budgets sprach er dem zuständigen Bauleiter Ludger Ebering sowie Melanie Matianis von Jost Consult in Münster und dem Leiter der Zentralverwaltung der Seniorenhilfe SMMP, Olav Finkermann, aus. „Als wir uns bei dem Spatenstich am 6. Februar 2009 vornahmen, in einem Jahr fertig zu sein, war das ein sportliches Anliegen. Tatsächlich sind wir am 6. Februar 2010 hier eingezogen.“ Und auch, dass das mit sechs Millionen Euro veranschlagte Budget eingehalten wurde, sei nicht selbstverständlich: „Das klingt erst einmal sehr großzügig. Aber angesichts der zahlreichen Auflagen, die für eine Senioreneinrichtung einzuhalten sind, war das sehr genau kalkuliert.“
Mit einem Mittagsimbiss und dem Austausch in Gesprächen klang der Festakt aus. Wobei zahlreiche Gäste auch das Angebot einer Führung in Anspruch nahmen. Vor den Sommerferien soll dann noch ein Tag der offenen Tür stattfinden. Andreas Wedeking weiß, dass bereits viele Wadersloher darauf warten. Voller Vorfreude sagt er: „Und Rita Süßmuth ist dann hoffentlich auch dabei.“