Seit einem Monat sind alle Schulen geschlossen. Schülerinnen und Schüler der SMMP-Schulen in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Hessen werden aber von ihren Schulen über das Internet mit Lernaufgaben versorgt. Und alle kämpfen ein bisschen oder ein bisschen mehr mit den technischen Voraussetzungen.
„Digitalisierung“ und „E-Learning“ sind für die Schulen schon lange ein Thema. Mit der Pandemie ist es „das“ Thema geworden – nicht nur technisch.
Technische und pädagogische Herausforderungen
Unterricht per Videokonferenz wäre schön. „Das würde mit unserem Netz nicht funktionieren“, sagt Claudia König, stellvertretende Schulleiterin der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt. Sie arbeitet selbst im Homeoffice, wo sie auch ihre eigenen Kinder beschäftigen muss. Das Internet an ihrem Wohnort kommt per Funk, oder auch nicht. „Wenn der Wind aus der falschen Richtung weht, gibt es hier kein Netz.“
Ihre Schüler bekommen Aufgaben per E-Mail uns scheinen damit ganz zufrieden zu sein. Rückfragen beantworten die Lehrer ebenfalls per E-Mail oder telefonisch. Das konnte sich jeder Kollege aussuchen.
Das ist natürlich ein anderer Unterricht. „Die Aufgabenstellung muss anders sein, als im Schulunterricht,“ sagt König. Während man einer Klasse im normalen Unterricht eine Musterlösung zeigen kann, müssen die Lehrerinnen und Lehrer für die per E-Mail verschickten Aufgaben Einzelrückmeldungen geben. Und weil es in manchen Fächern nicht nur einen Lösungsweg gibt, braucht die Korrektur der Aufgaben eben mehr Zeit. Für die Lehrkräfte bedeute das einen nicht unerheblichen Mehraufwand. „Aber aus der Kreidezeit sind wir definitiv raus“, meint sie.
In Bestwig und Menden werden die Schüler über die jeweilige Schul-Cloud mit Aufgaben versorgt. Ihre Lösungen schicken sie dann per Mail.
„Wichtig ist es, den Schülern ihre Aufgaben als PDF zu schicken, denn viele können Word-Dokumente nicht öffnen“, sagt Michael Roth, Schulleiter des Berufskollegs Bergkloster Bestwig. „Viele Haushalte haben keinen PC“, weiß er inzwischen. „Da werden dann Aufgaben handschriftlich erledigt und mit dem Smartphone, das jeder hat, fotografiert und als Bild verschickt.“ Webinare, Unterricht per Videokonferenz gibt es auch hier nicht, aber Arbeitsaufträge, die die Schülerinnen und Schüler selbstständig erledigen.
Lösung ist schon auf dem Weg
Zumindest für das Problem mit der gleichen Software für alle und Aufgaben, die auf jedem internetfähigen Endgerät zu bearbeiten sind, ist eine Lösung nicht nur in Sicht, sondern vorhanden.
Es gibt digitale Lernplattformen wie Microsoft Office 365, Teams und EdYou – und sie sind genau dafür gedacht. Sie liefern nicht nur eine sichere Umgebung, um Aufgaben und Lösungen online zu speichern, sondern auch die kostenfreie Software, die man dafür braucht. Vor Corona war die Zeit, die man braucht, um sich mit den neuen Möglichkeiten vertraut zu machen und sie sinnvoll in Unterrichtskonzepte einzubinden, kein Thema. Jetzt ist die Zeit kein Thema mehr, da man sie praktisch nicht mehr hat.
Die drei SMMP-Schulen in Menden sind schon angekommen. Am Placida-Viel-Berufskolleg holen sich die Schüler ihre Aufgaben aus ihrem Klassen- oder Fachordner in der Cloud von Microsoft Office 365. Die Dateien können auf jedem Gerät geöffnet werden.
Hier haben auch alle Schüler einen eigenen Schul-Messenger auf ihrem Smartphone, der sie neue Aufgaben informiert. Über denselben Messenger können sie auch Fragen stellen. Da die Schule schon vor einiger Zeit das selbstständige Lernen als Unterrichtsform eingeführt hat, ist das eigenverantwortliche Arbeiten für die Schüler nicht völlig neu.
Walburgisgymnasium und Walburgisrealschule gleich nebenan haben Microsoft Office 365 und „Teams“ im Eilverfahren an den Start gebracht und für rund 1000 Schüler eine digitale Lernumgebung geschaffen.
Auch das Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus, das wie die Bergschule in Heiligenstadt die meiste Unterrichtsarbeit per E-Mail und Telefon macht, setzt die neue Lernplattform schon teilweise ein.
Lehrer können ihre Schüler hier zumindest auf die Plattform einladen. Sobald alle Schüler beziehungsweise deren Eltern die neuen Nutzerverträge unterschrieben haben, können sich die Schüler auch selbstständig anmelden. Kosten sind damit nicht verbunden. Die Verträge sind allein wegen des Datenschutzes nötig. Auch in Heiligenstadt haben inzwischen alle Eltern und Schüler ein entsprechendes Schreiben erhalten.
Mit Mundschutz in die Schule
Auf den Fluren darf nur in Pfeilrichtung gelaufen werden, weshalb man nach einem Toilettengang ggf. einen Umweg laufen muss
Berufskolleg Canisiusstift Ahaus
In Heiligenstadt hat man noch bis Anfang Mai Zeit. Dann soll auch dort wieder der Unterricht für die Abschlussklassen beginnen.
In Ahaus, Menden und Bestwig ist es schon übermorgen und in Kassel am Montag so weit. Dann sollen die Abschlussklassen wieder in der Schule unterrichtet werden. Dort werden jetzt Einbahnwege markiert, Desinfektionsmittelspender aufgehängt, Klassen halbiert und Abstände vervielfacht.