Der Blick beim Dankgottesdienst und beim Festempfang zum 50-jährigen Bestehen des Bergklosters Bestwig geht auch in die Zukunft
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker wünscht den Ordensschwestern, dass das Bergkloster auch in Zukunft „ein Ort des geistlichen, kulturellen und missionarischen Lebens“ sei. Bürgermeister Ralf Peus stellt fest: „Dieses Kloster hat der Entwicklung Bestwigs gut getan.“ Und Baronin Elisabeth Freifrau von Lüninck sagt: „Die Gnade, die von hier ausgeht und hierher herabkommt, ist ein Segen für uns alle.“
Am Sonntag feierten die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel mit einem Dankgottesdienst und einem anschließenden Festempfang das 50-jährige Bestehen des Klosters. Schwester Johanna Guthoff, die als Provinzoberin der Europäischen Ordensprovinz im Bergkloster lebt und arbeitet, erläuterte noch einmal das Thema des Jubiläumsjahres: „Dieses Haus soll aus lebendigen Steinen bestehen.“ Das Bild, das dem Petrusbrief entnommen ist, beziehe sich auf Christus: „Er ist der lebendige Stein. Und wir können ihm folgen.“ Das Bergkloster sei von Anfang an ein offenes Haus gewesen. „Und es soll ein Haus des Gotteslobes, der Gastfreundschaft, des Lebens einer Weggemeinschaft, des Fragens und des Suchens sowie der kritischen Reflexion bleiben.“
Nicht nur Schwestern hätten das Bergkloster zu dem gemacht, was es heute ist. „Der Dank gilt allen, die es mitgestalten: Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Referentinnen und Referenten, die hier Kurse begleiten sowie allen, die dieses Kloster mit seinen Einrichtungen besuchen.“ Ob Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Gäste oder Patienten.
„Den Weg zu Christus frei räumen“
Und gerade in einer Zeit, da die Kirche durch die aktuellen Nachrichten aufgewühlt sei, in der klar werde, dass viele Geistliche und Ordensleute Schutzbefohlenen vielerorts Schreckliches angetan hätten, sei es wichtig, „den Weg zu Christus frei zu räumen. Denn unser Auftrag ist nach wie vor wichtig.“
Das bestätigte auch Pater Guido Hügen in seiner Predigt: „Der Leitspruch der Ordensgründerin ‚Die Jugend bilden, Arme unterstützen und nach Kräften Not lindern‘ sei Aufgabe und Auftrag bis heute.“ Und die Gemeinschaft habe gute Wege eingeschlagen, die Spiritualität und das Charisma ihrer Gründerin auch in Zukunft, mit weniger Ordensschwestern, aber mit über 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterzutragen. Pater Guido moderierte zwei Jahre lang im Bergkloster eine Arbeitsgemeinschaft, die dafür einen Leitfaden entwickelt hat.
Entwicklung Bestwigs beeinflusst
Bei dem anschließenden Empfang im Kapitelsaal stellte der Leiter des pastoralen Raumes Meschede-Bestwig, Pfarrer Michael Schmitt, fest: „Viele unserer Firmlinge besuchen Ihre Schule. Schon dadurch wird deutlich, wie wichtig das Kloster für diese Region ist.“ Und Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus lobte, wie er es auch schon beim ersten Mitarbeitertag zum Klosterjubiläum getan hatte: „Neben der B7 und der Bahn gehört das Bergkloster zu den drei großen B’s, die die Entwicklung der Gemeinde Bestwig in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich beeinflusst haben.“
Schwester Johanna verlas dann das Grußwort des Erzbischofs aus Paderborn. Und schließlich rief Baronin Elisabeth Freifrau von Lüninck noch einmal die Anfangszeit des Klosters in Erinnerung: „Als die Schwestern 1963 bei uns anfragten, ob Sie für den Neubau eines Bergklosters einen Teil unseres Grundstücks erwerben könnten, wurden bei meinem Mann sofort Jugenderinnerungen wach: Denn aus dieser Zeit kannte er bereits das Bergkloster in Heilbad Heiligenstadt.“ Daher seien sie erfreut gewesen, einen Beitrag für den Neuanfang der Schwestern in Bestwig leisten zu können. „Und heute sind wir dankbar für das, was die Schwestern hier entwickelt haben.“
Zur Zeit der deutschen Teilung gegründet
Gegründet worden war das Bergkloster, da die Verbindung in den 1960er Jahren vom Bergkloster Heiligenstadt – in der damaligen DDR gelegen – in den Westen Deutschlands und die anderen Länder immer schwieriger zu gewährleisten war. Zunächst zogen das Generalat und das Noviziat für die Ausbildung der Ordensschwestern in ein Provisorium nach Geseke. Da es gute Beziehungen zum Erzbistum Paderborn gab und Erzbischof Lorenz Jaeger die Schwestern bei der Suche nach einem Standort unterstützte, schien bald der geeignete Bauplatz für ein neues Kloster gefunden. Es war ein Ort, an dem es Bedarf für eine Schule gab, der einen Bahnhof und eine Poststelle besaß: das sauerländische Bestwig. Und ein Teil des Grundstücks, das als Baufläche infrage kam, gehörte der Familie von Lüninck.
1963 wurde das Gelände bereits gesegnet, 1965 folgte der Spatenstich.
Im August 1968 zogen die ersten Schwestern in das neue Bergkloster ein. Zeitgleich öffnete am 9. August die Berufsfachschule mit 35 angehenden Krankenschwestern und Erzieherinnen. Daraus hat sich das heutige Berufskolleg Bergkloster Bestwig entwickelt, aus dem vor zehn Jahren wiederum die Bildungsakademie für Therapieberufe in Bestwig-Velmede hervorging. Vor 25 Jahren entstand mit Unterstützung der Ordensgemeinschaft außerdem der Montessori-Kindergarten Montekita auf dem Klostergelände. Träger hierfür ist eine Elterninitiative.
Das Berufskolleg hat heute knapp 630 Schülerinnen und Schüler. Den Kindergarten besuchen 75 Kinder. Und die Bildungsakademie, die seit 2017 schulgeldfrei ist, wird im Oktober in beiden Bildungsgängen Ergo- und Physiotherapie erstmals zweitzügig starten. Zu ihr gehören dann über 160 Auszubildende.
Auch im Julie-Postel-Haus, dem Wohnheim mit 35 Plätzen für junge Eltern mit Kindern, sind zurzeit alle Zimmer belegt. Hier lernen junge Väter und Mütter, nicht selten noch minderjährig, das Zusammenleben mit ihrem Kind. Und für die 2014 eröffnete Senioren-Wohngemeinschaft mit zwölf Plätzen gibt es ebenfalls eine Warteliste.
Blick in die Welt
Zudem richtet sich der Blick vom Bergkloster aus in andere Länder und Kontinente: durch den Sitz der Europäischen Ordensprovinz, zu der die Niederlassungen in den Niederlanden und Rumänien gehören, die Missionszentrale oder die Bergkloster Stiftung SMMP. Die Missionszentrale hatte erst wenige Tage vor dem Klosterjubläum zum Forum Weltkirche eingeladen. Und die Bergkloster Stiftung feiert 2018 Jahr bereits ihr zehnjähriges Bestehen. Sie hat seit 2007 fast 16 Millionen Euro an Spenden für den weltweiten Einsatz der Ordensgemeinschaft, vor allem in Bolivien, Brasilien, Mosambik und Rumänien weitergeleitet.
Angesichts dieser vielen Entwicklungen ist Schwester Johanna für die Zukunft des Bergklosters optimistisch: „Wir werden Suchende bleiben, in unserer Mitte immer eine Kirche behalten und weiterhin für andere Menschen und Ideen offen sein.“ Einen Stillstand gebe es im Bergkloster nicht.