Internationales Pfingstreffen im Bergkloster Bestwig: Spannende Gespräche mit Gefängnisseelsorger und im Julie-Postel-Haus
Was macht ein menschenwürdiges Leben aus? Ist das in unserer Gesellschaft selbstverständlich? Und was können wir tun, um anderen ein Leben in Würde zu ermöglichen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich über 40 junge Erwachsene beim Internationalen Pfingsttreffen unter dem Thema „Geboren, um zu leben“ im Bergkloster Bestwig.
Dass die Grenzen eines menschenwürdigen Daseins auch in unserer Gesellschaft oft erreicht und unterschritten werden, erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Pfingsttreffens beispielswiese am Samstagmorgen beim Gespräch mit dem Gefängnisseelsorger Theo Halekotte aus Werl.
„Das Leben der Gefangenen soll so weit wie möglich einem normalen Leben entsprechen. Aber der Besitz von Handys ist in der Haftanstalt ebenso verboten wie der von Computern. Der Kontakt zur Außenwelt ist also sehr limitiert. Wir selbst kommen ohne diese Geräte kaum aus“, verdeutlichte Theo Halekotte die Situation. Dass dennoch manche ein Smartphone besäßen, läge daran, dass der Schwarzhandel innerhalb der Gefängnismauern blühe. Eine absurde Situation.
Auf der anderen Seite gebe es kaum Privatsphäre, machte der Seelsorger deutlich. Denn die Inhaftierten lebten in Gemeinschaftszellen mit eingebautem Klo.
Bilder verdeutlichten, wie trist es in dem Gefängnis aussieht. „Und offenbar kommen jedes Jahr mehr und mehr Stacheldrahtrollen dazu, um die Grenzen der Anlage zu sichern“, beobachtet er mit Sorge, denn: „Durch Stacheldraht wird ein Gefängnis nicht sicherer. Sondern nur durch Gespräche mit den Gefangenen, durch den Aufbau von Beziehungen.“ Als Seelsorger versucht er das zu leisten. Den Beamten bliebe dafür aber eher immer weniger Zeit.
Besuch im Mutter-Kind-Heim
Eine andere Gruppe besuchte das Julie-Postel-Haus, das zum Bergkloster gehört. Hier wohnen junge Mütter mit Kindern, die oft unter schwer vorstellbaren Bedingungen aufgewachsen sind. Die Einrichtungsleiterin Ursula Jenke berichtete von ihren schwierigen Biografien.
„Ich weiß, dass längst nicht alles selbstverständlich ist, was wir für selbstverständlich halten. Aber diesen Müttern fehlte es in ihrer Kindheit schon an Kleidung oder Essen. Also am Allernötigsten. Dieses Ausmaß hat mich schockiert“, sagt Michael Homölle aus Steinfurt, der das Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus besucht.
Und Juliana, die zurzeit in Dortmund studiert, zeigt größten Respekt vor den Müttern, die im Julie-Postel-Haus leben: „Denn die sind ja nicht freiwillig hier und müssen sich auf diese neue Situation einlassen. Sie müssen lernen, ihr Leben zu strukturieren und eine Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen. Da kommt viel auf sie zu.“
Im Julie-Postel-Haus arbeiten über 20 Erzieherinnen und Erzieher, Pädagoginnen und Ökotrophologinnen, die sich den Müttern zuwenden und um sie kümmern. „Nicht immer gelingt es, zwischen Mutter und Kind in eine stabile Beziehung aufzubauen. Aber jeder Tag, in dem sie hier zusammenbleiben können, ist ein Gewinn“, sagt Ursula Jenke.
Trommeln, Tanzen und Singen
Die Gruppen des Pfingsttreffens setzen sich aber nicht nur in Gesprächen mit dem Thema Menschenwürde auseinander, sondern auch musikalisch und tänzerisch. Schwester Kitonyi Jasinta lud zum Trommeln, Musizieren und Singen ein. Und Annette Görner übte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in ihrer Gruppe meditative Tänze.
All diese kreativen Elemente und Erfahrungen fließen am späten Samstagabend in den Pfingstgottesdienst ein, den der frühere Jugendpfarrer Ullrich Auffenberg mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens feiert.
„Ich fühle mich wohl hier. Das ist eine tolle Erfahrung“, ist Vasilica Colac für diese Tage dankbar. Die Rumänin, die selbst im Kinderheim der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Schineni in Rumänien aufgewachsen ist, nimmt zum ersten Mal am Pfingsttreffen teil. Sie gehört zu einer Gruppe von sechs jungen Rumänen aus Schineni, die nun für eine Woche in Deutschland sind.
Auch Mitorganisator Winfried Meilwes ist von der Atmosphäre des Treffens begeistert: „Wir haben junge Menschen aus Bolivien, Pakistan, Indien, Ägypten, Kenia, Syrien, Armenien, Rumänien und Deutschland hier. So international waren wir noch nie.“
Das Pfingsttreffen endet am Sonntagmittag. Bei der Abschlussrunde werden bestimmt schon erste Ideen für das nächste Jahr ausgetauscht.